UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte: „Putin wird vor Gericht stehen“
Die ehemalige Chefanklägerin der UN und des internationalen Strafgerichtshofs fordert einen Haftbefehl gegen Wladimir Putin. “Ich bin überzeugt, dass Putin früher oder später vor Gericht stehen wird”, sagt Carla Del Ponte, die schon den ehemaligen serbischen Präsidenten Milosevic wegen Verbrechen im Jugoslawienkrieg vor den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gebracht hat.
“Natürlich wird Putin nicht verhaftet werden, solange er russischer Präsident ist”, sagte Carla Del Ponte in einem Interview mit dem Schweizer Tagesanzeiger, das jetzt veröffentlicht wurde. “Entscheidend ist, dass die internationale Justiz dieses Ziel ins Auge fasst und so lange weiterverfolgt, bis sie es erreicht. Justiz und Gerechtigkeit haben viel Zeit, und sie brauchen viel Geduld.” Del Ponte sei “überzeugt, dass Putin früher oder später vor Gericht stehen wird.”
"Lasst uns Gerechtigkeit schaffen"
“Es gibt genug Elemente, um Ermittlungen durchzuführen, Putin anzuklagen und ihn zur Verhaftung auszuschreiben. Juristisch betrachtet, muss genau dies geschehen. Wir alle wurden an den Bildschirmen Zeugen davon, welche Grausamkeiten die Russen in Butscha verübt haben. Wollen wir Gerechtigkeit oder nicht? Dann lasst uns Gerechtigkeit schaffen. Oder es zumindest ernsthaft versuchen”, so Del Ponte.
Del Ponte maßgeblich an Aufklärung des Jugoslawienkriegs beteiligt
Die 75-jährige Schweizer Juristin Del Ponte wurde besonders durch ihre Arbeit als Chefanklägerin des internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag bekannt. Sie war entscheidend an der Auslieferung des ehemaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic im Jahr 2001 im Zuge des Jugoslawienkriegs beteiligt und war bei der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen in Ruanda Chefanklägerin der UN. Von 2012 bis 2017 gehörte sie einer UNO-Kommission zur Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen im Syrienkrieg an.
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