
Venezuela: Eine tickende Zeitbombe mit Millionen potenzieller Flüchtlinge
Das Regime von Nicolás Maduro sitzt nach dem umstrittenen Wahlsieg fester im Sattel, als viele es sich erhofft hatten. Die politische Lage in Venezuela treibt Millionen Venezolaner zur Flucht – auch in Richtung USA, was im amerikanischen Wahlkampf erhebliche Konsequenzen haben könnte.
NGOs zählen Hunderte Flüchtlinge pro Tag
Im kleinen brasilianischen Grenzort Paracaima, der knapp 18.000 Einwohner zählt, spitzt sich die Situation zu. Täglich kommen Hunderte Venezolaner hinzu. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurde am 26. August die höchste Zahl an Grenzübertritten seit den Präsidentschaftswahlen im Juli verzeichnet. An diesem Tag überquerten 744 Menschen die Grenze, von denen 589 Asyl beantragten. Auch aus der kolumbianischen Grenzstadt Cucuta werden steigende Zahlen gemeldet: Zwischen 140 und 160 Venezolaner überqueren täglich die Grenze, so die NGO “Fundacion Nueva Ilusión”. Es wird berichtet, dass regierungsnahe paramilitärische Gruppen in Kolumbien Unterkünfte von Regierungskritikern markieren, um sie später gezielt verfolgen zu können.
Venezuela, eines der ehemalig reichsten Länder der Welt, liegt am Boden. Einst gigantische Ölreserven haben das Land wirtschaftlich weit nach vorne gebracht, doch die sozialistischen Regierungen unter Hugo Chávez und Nicolás Maduro haben es in eine tiefe Krise gestürzt. Armut und Korruption dominieren heute das Bild.
Die Venezuela-Krise als Bewährungsprobe für Kamala Harris
Diese Krise könnte bald zum Prüfstein für die US-Vizepräsidentin Kamala Harris werden, die im Wahlkampf Führungsstärke beweisen muss. Die Herausforderung besteht darin, einer erneuten Migrationswelle an die US-Grenze entgegenzuwirken und gleichzeitig die Stimmen der wachsenden US-Latino-Gemeinschaft, die rund 19 Prozent der Bevölkerung ausmacht, zu sichern. Eine Lösung der Venezuela-Krise und erkennbarer Fortschritt sind hier von entscheidender Bedeutung.
Maduro erhöht den Druck auf die Biden-Harris-Regierung, indem er die Opposition weiter unterdrückt. So wurde jüngst ein Haftbefehl gegen den tatsächlichen Wahlsieger Edmundo Gonzalez erlassen. Ihm wird Gesetzesmissachtung, Verschwörung und Sabotage vorgeworfen. Gonzalez flüchtete aus Venezuela und beantragte in Spanien Asyl.
Während Kamala Harris um eine Lösung ringt, nutzt ihr Konkurrent Donald Trump die Situation, um ihr Fehler vorzuwerfen. Trump beschuldigt Harris, das Maduro-Regime gestärkt, und nicht entscheidend Härte gezeigt zu haben, indem die US-Sanktionen im Vorfeld der Wahlen gelockert wurden. Tatsächlich wurden die Sanktionen gegen die venezolanische Ölindustrie im Oktober 2023 gelockert, nachdem Maduro ein Abkommen mit den Oppositionsparteien erzielt hatte. Im April 2024 setzte die US-Regierung die Sanktionen jedoch wieder in Kraft, da Maduro seine Versprechen nicht einhielt. Die Venezuela-Krise entwickelt sich damit zu einem politischen Brennpunkt, der sowohl die internationale als auch die innenpolitische Bühne der USA beeinflussen wird.
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