Wahlkampf pur: Erdogan selbst sprach zu Türken in Wien
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat am Freitag Wien besucht. Sein Amtskollege Alexander Schallenberg (ÖVP) stellte klar, er dulde keinen Türken-Wahlkampf in Österreich. Stunden später war es Erdogan persönlich, der in Wien zu türkischen Wählern sprach.
“Wir akzeptieren keinen Import innertürkischer Auseinandersetzungen und Konflikte nach Österreich und werden allen Versuchen einer Instrumentalisierung der türkischstämmigen Community entschieden entgegentreten”, betonte die Sprecherin Schallenbergs noch am Freitag gegenüber der APA.
Am Abend nahm Cavusoglu dann an einem großen Iftar Fastenbrechen der “Union Internationaler Demokraten” (UID), die als AKP-nahe gilt, mit etwa 1000 geladenen Gästen teil. Ein Video der Veranstaltung im 23. Bezirk teilte die UID auf Social-Media. Brisant: Bei der Festrede brachte Cavusoglu sein Handy mit auf die Bühne. Am anderen Ende der Leitung: Recep Erdogan! Und der setzt per Lautsprecher zum Wahlkampf an: „Ich grüße Sie, meine lieben Brüder und Schwestern im Ausland, mit den herzlichsten Gefühlen, möge Ihr Ramadan gesegnet sein. Der 14. Mai ist Wahltag, wie Sie wissen, ein neues Datum der Wechsel und Transformation und des Wandels für uns in der Türkei und im Ausland“ – und er beendet seine Ansprache an die Wiener Türken mit den Worten: „Ich glaube an Sie”.
Erdogans Wahlkampf-Chef für Wien
Nur Stunden zuvor hatte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig Vorstandsmitglieder dieser UID zum traditionellen Fastenbrechen im Rathauskeller begrüßt. Und Ludwig ließ sich dabei mit Mahmut Koc fotografieren. Dieser soll für Erdogans AKP die türkische Community in Wien zur Wahl motivieren – der eXXpress berichtete.
Kritik an Propaganda
Die türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) kritisierte in einer Aussendung, dass “jede Art von Propaganda im Ausland” laut türkischen Gesetzen verboten sei. “Wir wollen in Österreich keine Wahlpropaganda aus der Türkei, weil wir fürsorglich auf den inneren Frieden und das Zusammenleben in Österreich sehr hohen Wert legen”, sagte TKG-Obmann Birol Kilic. Das erschwere die Integration der Menschen aus der Türkei, egal ob sie türkische oder österreichische Staatsbürger seien, und animiere zu Grabenkämpfen.
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