Warum berichtet die Ukraine kaum von der Zahl der Toten ihrer Armee?
Täglich neue Updates via Telegram oder Instagram aus Kiew über die großen Verluste der russischen Armee – aber kaum Aussagen über die Toten der ukrainischen Streitkräfte: Diese Informations-Politik kann nur zu einem Schluss führen.
17.800 russische Soldaten hätte der Kreml bereits bei seiner Invasion der Ukraine verloren, berichtete das ukrainische Verteidigungsministerium am Samstag . Bei diesen Zahlen seien alle Verluste zusammengezählt: Tote, Verwundete, Gefangene, vermisste. Täglich steigen diese Angaben laut der Regierung in Kiew – auch an Tagen, an denen die Kampftätigkeit nur schwach und auf wenige Abschnitte der 1800 Kilometer langen Front begrenzt ist.
Dass die russische Armee hohe Verluste in einer nun mittlerweile länger als ein Monat dauernden Offensive hat, das bezweifeln auch Militärexperten in Großbritannien und ein den USA nicht. Allerdings: Sie halten die von Kiew verlautbarten Daten als zu hoch.
Kreml hat 135.000 neue Rekruten angelobt.
In dieser Propagandaschlacht fällt aber eines auf: Die ukrainischen Streitkräfte sind sehr sparsam mit Infos über die eigenen Verluste. Vor drei Wochen wurden letztmals Zahlen genannt: 1300 ukrainische Armee-Angehörige seien in den Kämpfen getötet worden. Laut den Erfahrungen von Militärexperten kommen auf einen gefallenen mindestens drei verletzte Soldaten, somit wären bei der ukrainischen Armee bereits an die 4000 Mann ausgefallen.
Auf russischer Seite können die Verluste durch Umgruppierungen an der Frontlinie und Rekrutierungen von Wehrpflichtigen rasch ersetzt werden: 135.000 Mann wurden aktuell in die Armee einberufen. Jene 135.000 Wehrpflichtigen, die vor sechs Monaten ihren 12 Monate dauernden Dienst angetreten sind, wären jetzt bereits ausgebildet und in der Ukraine einsetzbar.
Das Kräfteverhältnis der Konfliktparteien wird sich somit auch langfristig nicht ändern. Und die aktuelle Informations-Strategie der Regierung in Kiew lässt nur einen Schluss zu: Die Verlustzahlen sind wesentlich höher als man offen zugeben möchte.
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