Die Wiener FPÖ sorgt aktuell bei der ÖVP für Kopfschütteln und Empörung, indem sie türkischsprachige Werbeanzeigen schaltet, exklusive Medientermine für türkische Journalisten abhält und gezielt Kontakte zu Moscheevereinen sucht. Selbst die Teilnahme an Ramadan-Veranstaltungen wie dem traditionellen Fastenbrechen  scheut die Partei nicht. Zusätzlich stellen die Freiheitlichen erstmals einen türkischstämmigen Kandidaten auf: den Goldhändler Memo Özay.

Die Reaktion auf diesen politischen Strategiewechsel ließ nicht lange auf sich warten. Die Wiener ÖVP kritisierte den Kurswechsel in einer Aussendung scharf: “Die FPÖ verrät ihre eigene Wählerschaft und betreibt einen prinzipienlosen Stimmenfang”, so ÖVP-Wien-Obmann Karl Mahrer.

Mahrer wirft den Freiheitlichen vor, ihre jahrelange Anti-Islam-Positionierung für kurzfristige Wahlerfolge über Bord geworfen zu haben: “Gestern noch Feind, heute plötzlich umgarnt – das ist ein Verrat an der eigenen Basis.” Auch Integrationssprecherin Caroline Hungerländer warnt vor einer “gefährlichen Aufwertung des politischen Islam” durch die FPÖ, was gesellschaftliche Spannungen verschärfen könnte.

ÖVP-Politikerin Caroline HungerländerCaroline Hungerländer /

Besonders brisant: Laut ÖVP wurde sogar österreichischen Medienvertretern der Zugang zu FPÖ-Pressekonferenzen verweigert, während türkische Journalisten exklusiv geladen waren. Zudem wirft die ÖVP der FPÖ vor, mit einer türkischen Beraterfirma zusammenzuarbeiten, die enge Verbindungen in die türkische Politik pflegt.

Viele Beobachter sehen Parallelen zu früheren Versuchen der FPÖ, serbischstämmige Wähler für sich zu gewinnen. Auch damals wandelte sich die politische Feindschaft in eine taktische Freundschaft.