Es war DIE Idee im Jahr 2017, um den Pflegenotstand ein für allemal zu beenden. Das Robert-Bosch-Krankenhaus im deutschen Stuttgart startete die Ausbildung zur Krankenpflegekraft. Gefördert wurde das Vorhaben mit 1,3 Millionen Euro. Neben Deutschen sollten dort vor allem auch Flüchtlingen die Schulbank drücken. Im Sommer 2021 gab es dann auch schon die Abschlussprüfungen des ersten Jahrgangs. Doch die fiel ernüchternd aus. Nur vier der 19 Teilnehmer schafften einen positiven Abschluss.

„Wir wollten damals, nachdem so viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen waren, ein politisches Signal senden“, so Professor Mark Dominik Alscher, Geschäftsführer des Robert-Bosch-Krankenhauses, zur „FAZ“. „Das war gut gemeint, hat aber nicht gut funktioniert.“

Flüchtlinge aus Syrien, Iran, dem Irak und Afghanistan sollten durch die Ausbildung eine berufliche Zukunft bekommen. Zusätzlich zur Praxis und Theorie der Krankenpflege bekamen die Teilnehmer  laut “BW24” Schulungen in interkultureller Kompetenz.

zu viel Eigenverantwortung

Haken an der Sache: Die ausgewählten Flüchtlinge brauchten zu Teilnahme lediglich eine bestandene A2-Sprachprüfung*. Zwar bot das Robert-Bosch-Krankenhaus selbst sogar Deutschkurse an. Doch diese waren freiwillig und keiner ging hin. Inzwischen hat das Krankenhaus den Kurs evaluiert und kam zu dem Schluss, dass das Prinzip der Eigenverantwortung zu hoch angesetzt war.

* Das Sprachniveau A2:

Kann Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, die mit Bereichen von ganz unmittelbarer Bedeutung zusammenhängen (z. B. Informationen zur Person und zur Familie, Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung). Kann sich in einfachen, routinemäßigen Situationen verständigen, in denen es um einen einfachen und direkten Austausch von Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht. Kann mit einfachen Mitteln die eigene Herkunft und Ausbildung, die direkte Umgebung und Dinge im Zusammenhang mit unmittelbaren Bedürfnissen beschreiben.