Postenschacherei? Das machen nur die anderen. Zumindest wenn man den grünen Darstellungen Glauben schenken will. Tatsächlich aber hat der Juniorpartner der ÖVP binnen kürzester Zeit 13 Top-Jobs in staatsnahen Betrieben und Gesellschaften mit Parteifreunden besetzt – und jetzt dürfte die Liste um einen Fall reicher sein: Seit wenigen Monaten arbeitet die einstige grüne Zukunftshoffnung Julian Schmid im Management der österreichischen Energieagentur, an der die Bundesregierung in Form des Klimaschutzministeriums beteiligt ist. Die FPÖ vermutet einen “Postenschacher in Reinkultur” und bringt dazu eine parlamentarische Anfrage ein.

Der Grüne, der 2017 Peter Pilz stürzte

Der “Küsserkönig” Julian Schmid ist den meisten Österreichern wohl hauptsächlich deswegen in Erinnerung, weil er 2019 in einer Kampfabstimmung das grüne Urgestein Peter Pilz ausgehebelt hat, der daraufhin seine eigene Partei, die Liste Pilz,  gründete. Die Grünen verfehlten daraufhin krachend den Einzug in den Nationalrat und um Schmid, der stets als Zukunftshoffnung präsentiert wurde, wurde es schnell wieder still. 2018 zog er sich schließlich komplett aus der aktiven Politik zurück.

“Das grüne Umweltministerium sollte eigentlich alles daransetzen, die Energiewende voranzutreiben. Lieber aber versorgt man eigene Parteigefährten mit teuren Jobs”, kritisiert FPÖ-Umweltsprecher Walter Rauch. Eine parlamentarische Anfrage soll daher klären, ob das Umweltministerium interveniert hat und wie hoch die Vergütung für Schmid ist. “Jetzt ist vollste Aufklärung und Transparenz gefragt”, betonte Rauch.

Ministerium weist Vorwürfe zurück

Die Energieagentur bestreitet die Vorwürfe: Alle Jobs werden nach entsprechendem Anforderungsprofil ausgeschrieben, der Qualifizierteste käme zum Zug. Im Klimaministerium von Leonore Gewessler betont man, dass die Energieagentur ihre Entscheidungen eigenständig träfe.

Die Liste der Green Jobs

Der frühere Finanzreferent und Ex-Büroleiter des Grünen Parlamentsklubs, Marc Schimpel, wurde im Vorjahr Geschäftsführer der COVID-Finanzierungsagentur (COFAG).

Die Ex-Büroleiterin der Tiroler Grünen, die Kochbuchautorin Alexandra Medwedeff, sitzt seit 11. Juni 2020 als Aufsichtsrätin in der Brenner-Basistunnel-Baugesellschaft, an der die ÖBB 50 Prozent hält.

Im Asfinag-Aufsichtsrat arbeitet nun Christa Geyer, die Ehefrau von Walter Geyer, dem ehemaligen Grün-Politiker und früheren Leiter der Korruptionsstaatsanwaltschaft.

Ein Kollege von ihr im Asfinag-Aufsichtsrat ist Harald Frey, Mitglied im Beirat der Grünen Bildungswerkstatt.

In den ORF, bei dem sich die Redakteurin Ulla Kramar-Schmid in der Sonntags-ZiB1 besonders über Postenschacher-SMS zwischen dem ÖBAG-Chef und dem Kanzler amüsiert hat, schafften es nach dem Regierungsstart von Türkis-Grün gleich drei Grüne: Lothar Lockl, Ex-Geschäftsführer der Grünen, Andrea Danmayr, die Ex-Pressesprecherin im Grünen Klub, und auch Sigrid Pilz, die grüne Ex-Gemeinderätin treffen jetzt im ORF-Stiftungsrat Entscheidungen über den Rundfunk.

Auch im Aufsichtsrat der SCHIG, der Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft, stimmt jetzt eine Grüne mit: Martina Gura, die Innsbrucker Radlobbyistin und Baustellen-Koordinatorin, bringt hier ihr Fachwissen ein.

Großes Talent im Management zeigt jetzt auch eine Grün-Aktivistin aus dem Bezirk Wien-Wieden: Karin Tausz entscheidet jetzt auch im Aufsichtsrat der Austro-Control über die Sicherheit im österreichischen Luftraum.

Auch im Kulturbereich schafften die grünen Koalitionspartner erste Umfärbungen: Katrin Vohland, die Ex-Vorsitzenden der Grünen in Brandenburg (D), durfte Direktorin des Naturhistorischen Museums werden.

Und Doris Schmidauer, die Gattin des grünen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen, ist jetzt Aufsichtsrätin im Burgtheater. Natürlich nur deshalb, weil bestens qualifiziert.

Ebenso konnte nur eine Ex-Grüne als “Expertin für Tierschutz” im Gesundheits- und Sozialministerium von Rudi Anschober engagiert werden: Madeleine Petrovic, sie war von 1994 bis 1996 Bundessprecherin der Grünen.

Die Begrünung der Republik geht sogar bis zum Verfassungsgerichtshof: Dort wurde Verena Mader Vizepräsidentin, sie war Beirätin in der Grünen Bildungswerkstatt.

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