Feierstimmung in pro-palästinensischen Medien: Beim jüngsten Terroranschlag Dienstagabend in Bnei Brak bei Tel Aviv wurden fünf Menschen erschossen. In den sozialen Medien haben die Morde bereits einen arabischen Hashtag: Operation Bnei Brak. Darunter werden Videos des Mordes gepostet und die Bilder des Täters mit Blumen geschmückt.

Palästinenser feiern in der Stadt Jenin im Westjordanland, kurz nachdem das Attentat stattgefunden hat.APA/AFP

Unter den getöteten Passanten sind auch zwei ausländische Arbeiter aus der Ukraine. Ihr Tod wird von den pro-palästinensischen Extremisten ebenso gefeiert. Das hält der Journalist und Nahost-Korrespondent Seth J. Franthman für bedenklich. In der “Jerusalem Post” analysiert er weshalb.

Lob für Putin

Franthman verweist auf die Reaktionen in den sozialen Medien, als bekannt wurde, dass zwei Ukrainer Opfer des Hassverbrechens wurden. Eine Frau postete daraufhin die Fotos der Opfer und bezeichnete die Tat als “heldenhafte Aktion”. In den Kommentaren werden Smileys gepostet, die sich über den Tod der Opfer lustig machen, und ebenso Emojis von klatschenden Händen.

Unter den Toten waren nicht nur JudenAPA/AFP/JACK GUEZ

Einige der arabischen Kommentare zu den ermordeten Ukrainern beziehen sich sogar auf Selenskyj und loben Wladimir Putin. Ein Mann feierte den Tod der beiden, indem er lachende Smiley-Gesichter und ein Herz mit dem Wort “Putin” postete. Er hat 1700 Follower.

Alle Menschen in Israel gelten als "Siedler"

Auf noch etwas anderes weist Franthman hin: In allen Berichten werden die getöteten Passanten – einschließlich der beiden Ukrainer – als “Siedler” bezeichnet. Das klingt für westliche Ohren absurd, schließlich gelten hier nur die im Westjordanland lebenden Israelis als “Siedler”. “In den populistischen palästinensischen Medien und unter den Nutzern sozialer Medien bezieht sich der Begriff jedoch fast immer auf alle, die in Israel leben”, unterstreicht der Nahost-Korrespondent. “Der Begriff ‘Siedler’ bezieht sich in diesem Zusammenhang nicht nur auf jüdische Israelis oder Juden im Allgemeinen. Er bezieht sich auch auf Ausländer, die in Israel leben, oder auf Touristen.”

Ein umgestürztes Auto liegt am 29. März 2022 in Bnei Brak, kurz nachdem zum Schusswechsel gekommen war.APA/AFP/GIL COHEN-MAGEN

Somit werden zwei in Israel lebende ukrainische Opfer als “Siedler” gesehen. “Um zu verstehen, wie tief das populistische, nationalistische, terroristische und rechtsextreme palästinensische Narrativ im Laufe der Jahrzehnte gesunken ist, muss man sich nur vor Augen führen, dass die Ermordung eines jeden in Israel akzeptabel ist, ob er nun Jude, Araber oder Ukrainer ist”, unterstreicht Franthman.

Jedes Attentat und jeder Mord gilt mittlerweile als "heldenhaft"

Das würden auch die Erklärungen von Terrorgruppen wie der Hamas und dem Palästinensischen Islamischen Dschihad belegen. Keinen scheint zu interessieren, dass zwei Opfer Ukrainer sind und ohne Zweifel unschuldig sind. Die Terroristen hätten sich offensichtlich “ein völkermörderisches ‘Recht’ angemaßt, zu töten, wen immer sie wollen – und sich dann als ‘Helden’ feiern zu lassen. Einen Menschen wahllos zu ermorden, ist eine neue Definition von ‘heldenhaft’, aber das ist es, was die jahrelange Rechtfertigung dieser Verbrechen als ‘Widerstand’ bewirkt hat.”

Die Beerdigung von Avishai Yehezkel. Er war neben einem israelischen Polizisten und den beiden Ukrainern einer der fünf Menschen, die beim Anschlag ermordet wurden.APA/AFP/Menahem KAHANA

Hier könne man nicht von einem Konflikt sprechen. “Es ist auch unklar, warum wir sagen, dass die Täter Teil einer ‘Militanz’ sind, was implizieren würde, dass es einen “militärischen” Aspekt in dieser Sache gibt. Ein Mann mit einem Gewehr, der einen unbewaffneten Mann tötet, der da sitzt und Falafel isst, ist nicht an einer ‘militärischen’ Aktion beteiligt. Er begeht ein Hassverbrechen und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wir sollten dieses Phänomen als ein Hassverbrechen betrachten. Der Ku-Klux-Klan, der Menschen lyncht, war kein ‘Konflikt’, und es war keine ‘Militanz’. Es war ein Verbrechen aus Hass. Und das ist es im Wesentlichen, was hier geschieht”.

Israelische Rettungskräfte überprüfen die Leichen am TatortAPA/AFP/Ofer VAKNIN/Israel OUT