Freunde, Bekannte und unzählige Fans stehen noch immer unter Schock: Ex-ÖFB-Fußballer Volkan Kahraman wurde am Mittwoch kurz vor 12 Uhr in auf offener Straße erschossen. Zunächst war nur bekannt: Ein Mann (46) tötete in Wien-Simmering nach heftigem Streit seinen Kontrahenten (43) und richtete sich anschließend selbst. Mittlerweile ist es traurige Gewissheit: Bei dem Opfer handelt es sich um einen heimischen Spitzenfußballer und Polit-Promi. Und bei dem Täter um Kahramans einst besten Freund Orhan S.

Zwei Dutzend Polizeiautos waren vor Ort.

Zahlreiche Zeugen der Tat und Angehörige der beiden Toten waren auch zwei Stunden später noch am Tatort. Der Streit hatte zunächst in einer Café-Bar begonnen, bevor er sich auf die Straße hinaus verlagert hat. Es war eine “Eifersucht-Geschichte”, wie Zeugen berichten. Zwischen den beiden Austro-Türken entbrannte ein heftiger Streit. Wie oe24 erfuhr ging es dabei vermutlich um eine Frau – laut Zeugen um die Ehefrau des mutmaßlichen Täters.

Orhan S. leitet eine Installateurfirma und und ist so wie Volkan Kahraman zweifacher Familienvater. Er verlor auf der Straße schließlich komplett die Beherrschung, zückte eine Pistole und schoss seinem engen Freund aus nächster Nähe in den Kopf. Danach richtete er sich selbst. “Wir wissen nicht, wo er die Waffe her hatte. Er war ­einer der liebsten Menschen. Damit hätten wir niemals gerechnet”, sagte eine nahe Angehörige des mutmaßlichen Killer verzweifelt gegenüber oe24.

Unter den anwesenden Personen kam es teils zu Handgreiflichkeiten.

Um 11.40 Uhr wurden Rettung und Polizei verständigt, doch alle Reanimationsmaßnahmen nützten nichts mehr: Für Täter wie Opfer kam jede Rettung zu spät. Noch zwei Stunden später war der gesamte Bereich der Etrichstraße gesperrt und die Spurensicherung am Tatort beschäftigt. Gegen 13.30 Uhr waren neben rund zwei Dutzend Polizeieinsatzfahrzeugen auch mehr als 30 Personen beim abgesperrten Bereich. Die Stimmung war aufgeheizt. Es kam sogar zur Handgreiflichkeiten. Unklar war, ob es sich bei den Anwesenden um Tatzeugen oder Angehörige der beiden Toten handelte. Auch der ehemalige Rapidspieler Veli Kavlak war gekommen. Einige der Anwesenden waren erschüttert und rangen sichtlich nach Fassung.

Die Karriere eines großen Talents

Volkan Kahraman, 1979 in Wien geboren, galt bereits früh als Talent. Mit 17 Jahren verließ er die Wiener Austria, um sich Feyenoord Rotterdam in den Niederlanden anzuschließen. Dort feierte er gleich sei Debüt. Kahraman kam bei Feyenoord zu drei Kurzeinsätzen. Später spielte der türkischstämmige Fußballer auch noch für Trabzonspor in der Türkei. Danach blieb Kahraman vorerst noch in der Türkei und wechselte zu Erzurumspor. 2002 folgte schließlich die Rückkehr nach Österreich. Kahraman schaffte mit Pasching (2001/2002) den Aufstieg in die Bundesliga und bei den Oberösterreichern auch den Sprung ins ÖFB-Nationalteam, für das er im Herbst 2002 drei Länderspiele absolvierte.

In jungen Jahren – mit Fußball-Legende Hans Krankl

Nach starken Leistungen beim FC Superfund wurde Kahraman von der Austria verpflichtet. Doch sowohl bei der Austria als auch später bei Salzburg saß er meist nur auf der Bank. 2004 wagte Volkan Kahramann erneut den Sprung ins Ausland, diesmal nach Griechenland zu Skoda Xhanti. Doch auch dort kam er nie über die Reservistenrolle hinaus. Daraufhin verschlug es Kahramann erneut nach Österreich.

Kahraman spielte noch für Austria Wien (Frühjahr 2003), RB Salzburg (Herbst 2003), Zweitligist LASK (Frühjahr 2005), noch einmal für Pasching (Herbst 2005) und den LASK (Frühjahr 2006), ehe er seine aktive Karriere bei unterklassigen Vereinen ausklingen ließ. Danach übernahm er Trainerjobs und Sportdirektorposten bei Clubs im Wiener Unterhaus, zuletzt bei Stadtligist Ostbahn XI.

Kandidiert 2017 für die ÖVP und wird für Aussagen zur Integration von türkischer Community kritisiert.

Kantige Aussagen zur Integration

Bei der Nationalratswahl 2017 kandidierte Volkan Kahraman für die Wiener ÖVP. “Ich habe oft für meine Heimat Österreich Verantwortung übernommen und möchte nun auch in der Politik für mein Land Verantwortung übernehmen“, sagte er damals im Interview mit “Mein Bezirk”. Sein größtes Anliegen: “Dass wir wieder menschlicher werden. Niemand soll sich für seine Herkunft, seine Kultur schämen müssen. Es soll aber auch keiner mit seiner Kultur die Menschen stören.”

Beim Thema Integration zeigte er damals klare Kante – und wurde dafür von der türkischen Community auf seiner Facebook-Seite kritisiert. So erklärte er gegenüber der Bezirkszeitung: “Da muss einfach mehr kontrolliert werden, um zu verhindern, dass Menschen radikalisiert werden. Egal in welche Richtung. Politiker, die selbst aus einer migrantischen Community stammen, haben da eine bessere Einsicht und Verständnis. Da kann man schon etwas früher tätig werden, wenn einem etwas auffällt.”