Ruhestörungen, gefährliche Fahrmanöver und enorme Lärmbelästigung – Szenen, die wie einem Action-Film entnommen scheinen, spielen sich genau so gerade in Kanadas Hauptstadt ab und gehen durch die Medien auf der ganzen Welt. Um die 1000 Trucks und 5000 Menschen sollen laut Polizeipräsident Peter Sloly an den Protesten am vergangenen Wochenende in Ottawa beteiligt gewesen sein (der eXXpress berichtete) – und die Trucker zeigen enormes Durchhaltevermögen. Diese Ausdauer bleibt nicht ohne Folgen für die Bewohner der kanadischen Hauptstadt: Es herrscht absoluter, nie dagewesener Ausnahmezustand in Ottawa.

"Gefahr und Bedrohung"

Unzählige Lastwagen blockieren die Straßen und Demonstranten bevölkern die Innenstadt. Der örtliche Bürgermeister Jim Watson hat aufgrund des massiven Chaos nun Notstand ausgerufen. Er beschreibt die Situation als “ernste Gefahr und Bedrohung der Sicherheit der Anwohner”. Aufrufe der Behörden an die Bürger, die Innenstadt zu verlassen, sind vergeblich. Die Polizei soll vor Ort bereits 450 Strafzettel verteilt und viele Menschen in Gewahrsam genommen haben. Es finden Ermittlungen in knapp 100 Fällen statt, darunter auch Hass-Verbrechen.

Impfvorschrift als Auslöser

Das Feuer entfacht hat die Einführung einer neuen Regelung zur Eindämmung der Pandemie. Sie betrifft Lastwagenfahrer, die aus den USA nach Kanada zurückkehren. Für all jene Trucker gilt nämlich seither eine Impfvorschrift, welche jedoch für enormen Widerstand sorgt. Als Trucker-Demo begonnen, entwickeln sich die Widerstände rasant zu allgemeinen Pandemie-Protesten und nehmen ein enormes Ausmaß an. Unter dem Namen „Freedom Convoy“ versammelt sich eine ganze Kolonne an LKWs vor zehn Tagen in der Innenstadt und wird mittlerweile von zahlreichen Corona-Gegnern begleitet.

Betrachtet man die Impfquote in Kanada, lässt trotz der aufbrausenden Geschehnisse darauf schließen, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Pandemie-Maßnahmen akzeptiert. 77 Prozent der Kanadier sind bereits geimpft.