Nicht einmal zehn Minuten nachdem die umstrittene Pensionsreform am Montag in der französischen Nationalversammlung verabschiedet worden war, brannten in Paris die ersten Mülleimer.

Allein in der Hauptstadt Paris wurden in der Nacht auf Dienstag 142 Menschen festgenommen, wie französische Medien berichten. Elf Polizisten seien verletzt worden.

Auch in anderen französischen Städten wie Saint-Étienne, Straßburg, Amiens, Brest, Caen, Lyon und Toulouse kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Auf den Plakaten der Demonstranten waren unter anderem folgende Aufschriften zu lesen: “Wir werden auch gewaltsam vorgehen”, “Zu den Waffen” oder “Macron Rücktritt”.

Präsident Emmanuel Macron will sich heute daher zu Beratungen mit Premierministerin Élisabeth Borne und Vertretern der Parlamentsfraktionen treffen.

Proteste richten sich gegen Erhöhung des Pensionseintrittsalters von 62 auf 64 Jahre

Die Vorgeschichte: In der vergangenen Woche hatte Macron gemeinsam mit Borne entschieden, die Rentenreform ohne Abstimmung durch das Parlament zu peitschen.

Das Gesetz wurde stattdessen per präsidialem Dekret erlassen. Zwar ist dieser Schritt verfassungskonform, allerdings höchst umstritten – und im aktuellen Fall kontraproduktiv.

Neben den ausartenden Demonstrationen reichte die Opposition prompt zwei Misstrauensanträge gegen die Regierung ein. Diese scheiterten am Montag nur hauchdünn in der Nationalversammlung. Experten gehen nun davon aus, dass die anhaltenden Massendemonstrationen und das Fehlen politischer Verbündeter im Parlament Präsident Macron politisch arg zusetzen werden.

Grund für die seit Monaten andauernden Proteste und Streiks in ganz Frankreich ist die Erhöhung des Pensionseintrittsalters von 62 auf 64 Jahre.