Auszüge aus dem Prüfbericht der Wiener Stadtwerke belegen, was Kritiker schon längst vermutet haben: Wien Energie steckt schon wesentlich länger, seit Ende 2021, in massiven Geldnöten. Im Vorjahr spielten die Strompreise bereits verrückt, das Minus der Tochterfirma der Wiener Stadtwerke betrug zum Jahresende knapp 500 Millionen Euro. Die Stadtwerke waren über die brisante Situation informiert.

Doch 2022 wurde es noch schlimmer: Ludwigs Wien Energie weitete die Börsengeschäfte aus – andere Energieunternehmen schränkten sie damals wegen der starken Preisschwankungen bereits ein – weshalb gleich zu Jahresbeginn die Banken erstmals zu Hilfe eilen mussten.

Drei Kredite von der Bank von insgesamt 1,3 Milliarden Euro

Mit anderen Worten: Schon lange bevor Bürgermeister Michael Ludwig im Juli und August per Notverordnung jeweils 700.000 Euro des Steuerzahlers seinem krisengeplagten Unternehmen zuschießen musste, hatten die Banken – und ebenso die Wiener Stadtwerke, wie sich zeigte – schon hohe Summe beigesteuert. Das belegen Passagen des Prüfberichts, wie der “Kurier” berichtet. Doch Wiens Bürgermeister und sein Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) schwiegen über die dramatischen Zustände – gegenüber der Bundesregierung, der Öffentlichkeit und dem Steuerzahler.

Gemäß Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) war allein der "Black Friday" am 26. August Schuld an der Misere.

Zunächst benötigte Ludwigs Energieunternehmen Geld für die Marginzahlungen. Also nahmen die Stadtwerke hohe Kredite für Wien Energie auf. Im Jänner und März waren es je 500 Millionen Euro – also in Summe eine Milliarde, wie die “Presse” berichtet. Im Sommer weigerte sich aber die Bank, nochmals 500 Millionen Euro herauszurücken, immerhin stellte sie weitere 300 Millionen Euro zur Verfügung. Doch dann war Schluss. Ein nochmaliges Ansuchen um 500 Millionen Euro lehnten die Banken ab.

Nun also musste SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig selbst einspringen – was er zwei Mal per Notverordnung. Zuerst gab er am 15. Juli 2022 satte 700 Millionen Euro frei, dann ein weiteres Mal im August. Über diese Ausgaben von 1,4 Milliarden Euro wurden die Wiener nie informiert, dabei machen sie mehr als acht Prozent des Jahresbudgets aus.

Als die Stadtwerke einsprangen, wurden die internen Regeln überschritten

Doch auch das war nicht alles: Aus dem sogenannten Cash-Pooling der Stadtwerke wurden weitere 600 Millionen für Wien Energie bereit gestellt. Beim Cash-Pooling wird Geld an jene Konzerngesellschaften verschoben, die gerade die größten Liquiditätsprobleme haben und das Geld daher am dringendsten brauchen. Für diese Vorgehensweise gelten aber strenge Kapitalerhaltungsregeln. Die jeweilige Tochtergesellschaft muss auch kreditwürdig sein. “Offenbar dürften die internen Regelungen für Cash-Pooling um das Doppelte überschritten worden sein”, berichtet nun der “Kurier”. Das ist die nächste Bombe.

Das alles reichte nicht aus, als es zu jenem 26. August kam, den die Stadt Wien neuerlich zum “Black Friday” taufte. Der Preis an der Stromhandelsbörse explodierte ein weiteres Mal. Nun musste man den Bund um Hilfe bitten. Dabei waren weder Finanzstadtrat noch Bürgermeister bei der Krisensitzung am Sonntag anwesend – beschwerten sich aber nachher über die negative Darstellung in den Medien. Immerhin: Die Kreditlinie von mehr als zwei Milliarden Euro ist bis heute nicht abgerufen. Andernfalls wäre der Rettungsschirm bereits 5,3 Milliarden Euro groß.