Mit der Impfung wird einem ein Chip implantiert. Oder: Corona dient zur gezielten Herstellung einer neuen Weltordnung. Oder: Satanisten und Echsenmenschen haben das Virus in Umlauf gebracht. Oder besonders beliebt: Corona ist nur ein Schnupfen. Verschwörungstheorien wie diese haben derzeit vor allem in sozialen Medien Hochkonjunktur und wer sie verbreitet, ist in der Regel auch davon überzeugt und will andere “missionieren”.

Der Grund dafür liegt ich auch in dem schwindenden Einfluss der Kirchen, was zu einer Orientierungslosigkeit bei Denkmodellen geführt hat, wie die bekannte Psychiaterin Heidi Kastner in einem Interview mit dem “Standard” ausführt. Damit wird der ideale Nährboden für Esoterik und Schwurbelei bereitet. “Es braucht offenbar jemanden, der einem vermittelt, zu den Auserwählten, die den Durchblick haben, zu gehören.”

Doch bringt es überhaupt etwas, mit Fakten gegen Schwurbelei zu argumentieren? Kastner verneint. Bei Personen, die Verschwörungstheorien anhängen, sei jede Diskussion vollkommen sinnlos: “Sie wollen ja nicht Fakten abgleichen, sondern recht haben.” Der Prozentsatz, der völlig absurden Verschwörungsnarrativen anhängt, sei hierzulande aber nicht hoch, sondern liege lediglich im einstelligen Bereich, so die Expertin.

Die Bundesstelle für Sektenfragen liefert in ihrem aktuellen Jahresbericht einen Überblick über Corona-Verschwörungstheorien und gibt Tipps für den Umgang mit ihren Anhängern: Im persönlichen Kontakt rät die Bundesstelle dazu, Betroffenen mit Interesse zu begegnen, eher Fragen zu stellen als Monologe zu halten und gerade zu Beginn auf Fake News bzw. Verschwörungstheorien mit Fakten zu antworten. Werden Gegenargumente von vornherein abgewiesen, dann wird eher dazu geraten, sich auf das Hinterfragen der Quellen von Verschwörungstheorien zu beschränken. Denn wer ein “geschlossenes Weltbild” entwickelt habe, bei dem werden Fakten und Informationen wenig Wirkung zeigen, sie können sogar kontraproduktiv wirken, weil sich die Person umso mehr in ihrer Verteidigungshaltung eingräbt.