Nur wenige Stunden nach Bekanntwerden des Beschlusses zu einer weiteren 2,7 Milliarden Euro teuren Waffenhilfe Deutschlands für die Regierung in Kiew dürften die strategischen Bomber vom Typ Tu-95 und Tu-160 aus dem Landesinneren an die russische Grenze mit Finnland und Norwegen verlegt worden sein: Aktuelle Satellitenbilder, die der Barents Observer jetzt veröffentlicht hat, zeigen jedenfalls 16 russische Nuklearbomber auf der Luftwaffenbasis Olenya bei Murmansk.

Die Kreml-Führung um Präsident Wladimir Putin dürfte somit weiter auf die Einschüchterungs-Strategie setzen: Liefern westeuropäische Nationen Waffen an die Ukraine, dann wird mit Atomwaffen gedroht – in diesem Fall mit strategischen Bombern vom Typ Tu-95, die nach einem Start bei Murmansk mit einer Geschwindigkeit von mehr als 800 km/h in nur zweieinhalb Stunden über Berlin und in etwas mehr als drei Stunden über Paris sein könnten.

Auch die älteren strategischen Bomber vom Typ Tu-95 können atomar bestückte Cruise Missiles abfeuern.

Extrem kurze Vorwarnzeit für die Luftstreitkräfte in Norwegen und Finnland

Auf dem Satelliten-Bild von der russischen Luftwaffenbasis sind aktuell auch neuere strategische Bomber vom Typ Tu-160 (NATO-Codename “Blackjack”) zu sehen: Die bis zu 850 km/h schnellen Maschinen bekämpften schon bisher mit Marschflugkörpern vom Typ X-55 Ziele in der Ukraine. Diese Cruise Missiles haben eine Reichweite von etwa 2500 Kilometern – das heißt, sie könnten bereits kurz nach dem Start einer Tu-160 von der Basis Olenya auf eine europäische Großstadt abgefeuert werden.

Die Entsendung solch schwerer Bomber nach Norden „ist sicherlich ein Signal“, sagte die Professorin Katarzyna Zysk vom norwegischen Institut für Verteidigungsstudien. Die jetzt innerhalb des Polarkreises auf Einsatzbefehle wartenden strategischen Bomber-Einheiten waren zuvor in Engels in der Nähe der Stadt Saratow stationiert.

Alle 16 russischen Bomber können binnen weniger Minuten in der Luft sein – das gibt Norwegen und Finnland eine nur kurze Vorwarnzeit, selbst Kampfflugzeuge einzusetzen, um die Bomber in der Nähe des Luftraums dieser Länder zu identifizieren – oder auch aufzuhalten.

Drei Tu-160 bei einer Flugshow in Russland.
Die aktuell bei Murmansk geparkten Nuklear-Bomber der russischen Luftstreitkräfte.