Immer wieder wird europaweit – auch von der österreichischen Energie- und Klima-Ministerin Leonore Gewessler – betont, dass “die Gas-Speicher voll sind”, dass sich niemand über die Versorgung mit Gas im kommenden Winter Sorgen machen müsste: “Niemand muss frieren”, wurde auch von der österreichischen Bundesregierung versprochen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen relativierte das in einem ORF-Interview am 20. September dann doch etwas: Niemand müsse im kommenden Winter “über Gebühr frieren”, also schon etwas, aber nicht zu viel, nicht exzessiv.

Bei der Energie-Woche in Moskau lässt jetzt aber der Vorstandsvorsitzende des großen russischen Energie-Konzerns Gazprom (473.800 Mitarbeiter, 112 Milliarden Euro Jahresumsatz) aufhorchen: Putins Gazprom-Chef Alexey Miller warnte deutlich die westeuropäischen Nationen vor einer dramatischen Krise in der Energie-Versorgung im kommenden Winter.

Verbrauch in Österreich: 12 Terawattstunden Gas pro Wintermonat

“Die Winter in Europa können natürlich relativ warm sein. Aber eine einzige Woche oder auch nur fünf Tage einer Extremfrost-Situation reichen aus, damit ganze europäische Großstädte frieren werden”, erklärte Alexey Miller, dass den EU-Nationen bei extremer Kälte pro Tag 800 Millionen Kubikmeter Gas fehlen würden. Das wäre ein Drittel des Jahresbedarfs, zitierte der Gazprom-Boss Analysten.

Tatsächlich wird auch in Österreich mit den optimalen Daten kalkuliert: In den Wintermonaten November, Dezember, Jänner und Februar werden zwischen zehn und 12,12 Terawattstunden Erdgas pro Monat verbraucht, in einem Sommermonat nur 3,7 bis 4,2 Terawattstunden. In Österreichs Gasspeichern sollen laut Energie-Ministerin Leonore Gewessler derzeit 80,92 Terawattstunden gespeichert sein. Allerdings: Nur 40 bis 60 Terawattsunden Erdgas dürften Österreich tatsächlich zur Verfügung stehen – was lediglich für knapp vier (relativ milde) Wintermonate reichen würde. Nach November, Dezember, Jänner und Februar könnten wir in Österreich Anfang März ein Versorgungsproblem haben, bei eisigen Temperaturen vielleicht schon Anfang Februar.

Genaue Auskünfte zu den tatsächlich gebunkerten österreichischen Gas-Reserven verweigert Leonore Gewessler (Grüne) beharrlich. “Sie würde es sicher gerne sagen, wenn uns das beruhigen würde”, meinte kürzlich ein Politexperte im Gespräch mit dem eXXpress.

Wladimir Putin und Gazprom-Boss Alexey Miller.