Schon seit Monaten nimmt sich Söldner-Boss Jewgeni Prigoschin (61) kein Blatt vor den Mund. Mehrfach attackierte in aller Öffentlichkeit die Armeeführung in Moskau. In seinem jüngsten Video wird er aber besonders rabiat: Vor Dutzenden Leichen von Kämpfern seiner Privatarmee Wagner hält er eine zweiminütige Schimpforgie gegen Verteidigungsminister Sergei Schoigu und gegen den Oberbefehlshaber der russischen Truppen Waleri Gerassimow. Dabei spart Prigoschin nicht mit Schimpfwörtern.

Der Grund für seinen Zorn: Hätte sich Moskau um die Lieferung von mehr Munition gekümmert, wären fünfmal weniger Männer gefallen.

„Ihr Blut ist noch warm“

„Hier sind die Männer der Gruppe Wagner, die heute gestorben sind. Sogar das Blut ist warm“, klagt Prigoschin zu Beginn des Videos. Dann zum Kameramann: „Film alle!“

Danach wendet sich der Wagner-Chef an die Armeeführung. Sein Gesichtsausdruck verhärtet sich. „Jetzt hört mir zu! Ihr Schweine! Das sind ein paar verdammte Väter und Söhne. Die Wichser, die uns keine Munition geben – Ihr Mistkerle! – werden ihre Innereien in der Hölle fressen. Scheißkerle!“

Die Gruppe leide unter „Munitionsmangel“. Die Menge sei um 70 Prozent zu gering. Dann nennt Prigoschin den Verteidigungsminister und den Oberbefehlshaber beim Namen: „Schoigu! Gerassimow! Wo zum Teufel ist die Munition?“ Unter Verweis auf die Leichen hinter ihm: „Seht sie euch an, Ihr Wichser!“

Die Wagner-Gruppen kämpfen teilweise an vorderster Front.

„Eure Kinder genießen das Leben!“

Die Hasstirade ist noch nicht zu Ende, auch wenn Prigoschins Tonfall weniger scharf wird: „Ihr Mistkerle sitzt in teuren Clubs. Eure Kinder genießen das Leben und filmen Videos auf YouTube. Ihr denkt, dass ihr die Herren des Lebens seid. Und ihr denkt, ihr habt das Recht, auch ihr Leben zu beherrschen.“ Es gebe einfache Berechnungen. „Wenn ihr uns die vorgesehene Munition gebt, wird es fünfmal weniger Leichen geben. Sie kamen als Freiwillige hierher und sterben, damit Ihr in euren Büros aus reichem Mahagoni fett werden könnt. Denkt daran!“

Prigoschin kündigt auf Telegram Rückzug aus Bakhmut an

Auf Telegram kündigte Prigoschin an, bis 10. Mai alle Kämpfer aus Bakhmut zurückzuziehen. „Ich erkläre im Namen der Kämpfer der Wagner PMC, im Namen des Kommandos des Wagner PMC, dass wir am 10. Mai 2023 gezwungen sind, die Stellungen in Bachmut an die Einheiten des Verteidigungsministeriums zu übergeben. Ich ziehe die Einheiten ab, weil sie ohne Munition zu einem sinnlosen Tod verdammt sind.“