“Die russische Marine dürfte sich zu sicher gefühlt haben, mit einem Raketenangriff nicht gerechnet haben”, meinte Bundesheer-Experte Oberst dG. Bernhard Gruber in einer ersten Analyse auf expressTV.

Tatsächlich könnte der Raketenkreuzer “Moskwa” zu nahe an der Küste der ukrainischen Hafenstadt Odessa operiert haben: Mit ihren Lenkwaffen soll die “Moskwa” Stellungen und Städte in der gesamten Ukraine beschossen und enormen Schaden verursacht haben.

Start einer "R-360 Neptun"-Rakete: Sie haben eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern

Anfliegende Raketen zu spät erkannt

Aufgrund ukrainischer (oder möglicherweise ausländischer?) Geheimdienst-Informationen war den ukrainischen Streitkräften in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag der ziemlich genaue Standort der “Moskwa” bekannt: TB-2-“Bayraktar”-Drohnen sollen das Ziel noch exakter aufgeklärt haben, dabei auch die Luftabwehr des Lenkwaffenkreuzers verwirrt haben – vermutlich so sehr, dass die beiden mit 864 km/h anfliegenden “R-360 Neptun”-Raketen zu spät von den diensthabenden Waffenleitoffizieren erkannt worden sind.

Der Einschlag dieser Lenkwaffen ukrainischer Bauart musste verheerende Folgen gehabt haben: Es gab Explosionen, vermutlich geriet auch sehr rasch die eigene Munition in Brand – das Schiff kippte nach Links und lag ab Donnerstag ein Uhr früh brennend auf der Backbordseite.

Jetzt bei der russischen Marine gefürchtet: die "R-360 Neptun"-Rakete

Entwicklung des "Neptun"-Systems kostete der Ukraine 40 Millionen Euro

Die Entwicklung und der Bau der Lenkwaffen, die nun die eine Milliarde Euro teure “Moskwa” vernichtet haben, sollen der Ukraine nicht mehr als 40 Millionen Euro gekostet haben: Die fünf Meter lange “Neptun” hat eine Reichweite von fast 300 Kilometern und ist mit einem 150 Kilo schweren Gefechtskopf bestückt.

Die Entwicklung des Gesamtsystems führte das staatseigene Entwicklungsbüro “Luch” in Kiew. Das “Neptun”-Projekt ist eine Zusammenarbeit vieler ukrainischer Unternehmen, 2018 erfolgte der erste erfolgreiche Flugtest.

Für den Kreml ist die Versenkung der “Moskwa” eine Katastrophe: In der Propaganda kann der Verlust des als “Flugzeugträger-Killer” gebauten Lenkwaffenkreuzers absolut nicht positiv verkauft werden. Und militärisch hat der Verlust des Flaggschiffs zur Folge, dass Operationen der russischen Marine im Schwarzen Meer wohl seltener durchgeführt werden.

Das ukrainische "Neptun"-System ist mit mobilen Abschussrampen hoch beweglich.