Das kanadische Fraser-Institut hat die neueste Ausgabe des “Economic Freedom of the World”-Berichts veröffentlicht. Dieser Index bewertet die Länder danach, ob sie eine wachstumsfördernde und wirtschaftsfreundliche Politik verfolgen. Schlüsselindikatoren sind dabei etwa Steuern, Ausgaben, Regulierung, Handelspolitik, Rechtsstaatlichkeit und Geldpolitik.

Zwei ostasiatische Länder an der Spitze

Zur Überraschung vieler ist noch immer Hongkong auf Platz eins. Der Grund: Der Index basiert auf Daten von 2019 – bevor Peking hart durchgegriffen hat. Bei künftigen Ausgaben dürfte Hongkong zurückfallen. Die offensichtlich zunehmende Unsicherheit bei Eigentumsrechten und die Schwächung der Rechtsstaatlichkeit, die Chinas Interventionen in den Jahren 2020 und 2021 ausgelöst haben, dürften sich künftig negativ auf die Bewertung Hongkongs auswirken, insbesondere im Bereich “Rechtssystem und Eigentumsrechte”.

Singapur belegt erneut den zweiten Platz. Die nächstplatzierten Länder sind Neuseeland, die Schweiz – als bestes europäisches Land –, Georgien, die USA, Irland, Litauen, Australien und Dänemark. Bemerkenswert ist, dass Georgien auf Platz fünf aufgestiegen, während Australien auf Platz neun zurückgefallen ist. Auch Kanadas Positionierung hat sich in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert, von Platz 6 auf Platz 14.

Österreich konstant auf Platz 28

Österreich belegt unverändert Platz 28 – im Jahr 2000 war es schon mal auf Platz 15. Bei Handelsfreiheit und Rechtssystem (zum Beispiel Schutz des Privateigentums) schneidet Österreich eher gut ab. Weit zurück fällt Österreich bei der Größe von Verwaltung und Staat, und hier ganz besonders wegen der sehr hohen Steuern. Allerdings wird das Geld vergleichsweise gut investiert, wie der Index einräumt. Auch Österreichs Regulierung des Arbeitsmarktes wird vom Fraser Institut als restriktiv beurteilt. Im Endeffekt gehört Österreich noch immer zu den vergleichsweise soliden Ländern. Insgesamt sind nämlich 165 Staaten im Ranking vertreten, hinter Österreich liegen noch 137 weitere, darunter Luxemburg, Norwegen und Schweden.

Die gute Nachricht ist, dass sich die Welt im Durchschnitt langsam aber sicher in die richtige Richtung bewegt. Die Fortschritte sind aber fast ausschließlich auf eine bessere Politik in den noch weniger entwickelten Ländern zurückzuführen, insbesondere jenen, die der Tyrannei des Sowjetkommunismus entkommen sind. In den USA und Westeuropa ist die Politik hingegen in die falsche Richtung gedriftet. So belegten die USA im Jahr 2000 etwa noch Platz drei. Seither entwickelte sich die wirtschaftliche Freiheit eher zurück. Die Bush-Obama-Trump-Jahre waren in Summe enttäuschend.

Die Schlusslichter

Wenig überraschend: Venezuela belegt erneut den letzten Platz. Es ist jedoch bemerkenswert, dass sein Wert von 3,31 auf 2,83 weiter gesunken ist. Maduro und seine Kollegen verfolgen wohl das Motto: “Wenn du in einem Loch steckst, grabe weiter.” Es fehlen andererseits genügend verlässliche Daten, um Kuba und Nordkorea in das Ranking aufzunehmen. Deshalb betreibt Venezuela möglicherweise nicht die repressivste Wirtschaftspolitik der Welt. Es geht auch noch schlechter.