Beim kleinen österreichischen Tochter-Unternehmen puls4 der großen deutschen Pro7-Gruppe dürfen ultralinke Talk-Gäste wie Robert Misik ihre schrillen Thesen verbreiten und Mitarbeiter eines umstrittenen Wiener Wochenblatts ihre Wortspenden abliefern. Und die leitende Redakteurin des TV-Senders, Corinna Milborn, macht aus ihrer linkslastigen Grundeinstellung ebenfalls kein Geheimnis.

Genau dieser Sender bekommt jetzt über die Mutter-Gesellschaft einen Mehrheitseigentümer, der alles andere als links positioniert ist: Es ist Silvio Berlusconi mit seiner MFE-MEDIAFOREUROPE N.V., die in den Niederlanden ihr Headquarter hat.

War auch immer mit Wladimir Putin befreundet: Silvio Berlusconi.

Schweigegeld für "Bungabunga" bezahlt?

Anfang November hat MFE (ehemals Mediaset) seine Machtposition bei ProSieben ausgebaut: Die Italiener reduzierten zwar ihre direkten Stimmrechte leicht, sicherten sich aber weitere vier Prozent am deutschen Konkurrenten und kommen so direkt und über Finanzinstrumente auf bis zu 29,01 Prozent. Auf der Hauptversammlung könnte MFE sogar 29,9 Prozent in die Waagschale werfen. Mit Überschreiten der Schwelle von 30 Prozent der Stimmrechte wäre ein Übernahmeangebot fällig.

Die Italiener wollen ProSieben schon seit längerem stärker in ihre europäischen Wachstumspläne einbinden. Der Rivale aus Unterföhring bei München zeigte MFE aber wiederholt die kalte Schulter und sprach sich gegen grenzüberschreitende Kooperationen aus. Unklar ist, ob ProSieben-Chef Bert Habets seinen Job behalten wird. Deutsche Politiker, darunter auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, kündigten ihren Widerstand gegen diese Übernahmeversuche an.

Für die weitere Imagebildung des Senders ist die Aktion auf alle Fälle spektakulär: So war Forza-Italia-Politikstar Silvio Berlusconi (86) viermal Ministerpräsident und auch ziemlich häufig Hauptdarsteller bei diversen Prozessen.

So läuft gegen einen der reichsten Unternehmer Italiens mit einem geschätzten Vermögen von 7,7 Milliarden Euro noch immer ein Verfahren im Fall Ruby: Berlusconi, der mit seiner Forza Italia im Koalitionsbündnis derzeit Italien mitregiert, wurde wegen Bestechung von Zeugen in Höhe von zehn Millionen Euro angeklagt. Dabei sollen 16 Frauen in den Fall verwickelt sein. Manchen Ladys soll er nach Auffliegen der “Bungabunga”-Affäre monatlich 2500 Euro Schweigegeld gezahlt haben.

Starke Frau an der Spitze: Giorgia Meloni - Silvio Berlusconi regiert mit seiner Forza Italia mit.