Ralf Rangnick ist also neuer österreichischer Fußball-Teamchef. Es ist zweifelsohne eine Bestellung, die Sinn macht. Rangnick verfügt über viel Erfahrung und Expertise. Einst formte er TSG Hoffenheim vom Drittligisten zum Bundesligisten – und das innerhalb von zwei Spielzeiten. 2011 holte er mit Schalke 04 den DFB-Pokal. Von 2012 – 2029 hat Rangnick auch im Red Bull-Imperium seine Fußstapfen hinterlassen. Bei den Bullen krempelte er von Haus aus das Spielsystem um, baute das Scouting aus und erneute die Jugendarbeit. Einst meinte er in einem spox-Interview: “Bis zu einem gewissen Grad ist Fußball auch Mathematik. Es ist Fakt, dass weltweit nach Ballverlust innerhalb von acht Sekunden die größte Chance auf Rückeroberung des Balles besteht. Und die größte Chance, nach Balleroberung ein Tor zu erzielen, besteht innerhalb von zehn Sekunden. Diese beiden Tatbestände determinieren unsere Idee vom Fußball.” Wenn es um Fußball geht, braucht Rangnick niemand etwas vorzumachen.

Die Red Bull-DNA ist auf seine Tätigkeit zurückzuführen. Mit offensivem Pressing-Fußball sorgen Red Bull Salzburg und RB Leipzig für Begeisterung. Entscheidend für diesen Umbruch war allerdings das blamable Aus in der Champions League-Qualifikation gegen den luxemburgischen Verein Düdelingen. Rangnick baute den Kader daraufhin um und setzte auf junge Spieler wie Kevin Kampl, Sadio Mane und Valon Berisha. Parallel dazu baute er sich bei RB Leipzig sein Imperium auf.

Bei den Leipzigern übernahm er für die Saison 2018/19 den Posten des Cheftrainers, nachdem sich die Sachsen zuvor von Ralph Hasenhüttl getrennt hatten und Julian Nagelsmann als Nachfolger feststand. Rangnick gilt als Fußball-Nerd, natürlich im positiven Sinn. Arbeitsscheu war der Fußball-Professor nie. Doch für seinen Eifer zahlte er auch einen teuren Preis. Am 22. September 2011 löste er damals seinen Vertrag bei Schalke 04 vorzeitig auf. Der Grund: Erschöpfungssyndrom. Ende Juni 2012 wurde Ralf Rangnick nach zehnmonatiger Burn Out-Pause als Sportchef von Red Bull Salzburg vorgestellt. Während dieser Zeit formte er den Verein nicht nur zum österreichischen Serienmeister, sondern auch zu einem Club, den man mittlerweile auch in Europa mehr als nur ernst nimmt.

Über Lok Moskau nach Manchester

Rangnick verließ RB Leipzig zum 1. Juli 2019 und wurde Head of Sport and Development Soccer bei der Red Bull GmbH. In dieser Funktion kümmerte er sich um die New York Red Bulls und Red Bull Bragantino. Sein Vertrag wurde jedoch am 31. Juli 2020 aufgelöst. Im Juli 2021 wagte der Deutsche ein Abenteuer in Russland als Leiter Sport und Entwicklung bei Lokomotive Moskau. Doch die Trainer-Tätigkeit ließ Rangnick nie wirklich los. Nach fast zweieinhalb Jahren kehrte er schließlich  in den Trainerberuf zurück. Anfang Dezember 2021 übernahm er interimistisch das Traineramt von Manchester United, wo er auch über den Sommer hinaus als Berater fungieren wird.

Seine Reise führte ihn schließlich bis zum österreichischen Nationalteam, wo er heute, Freitag offiziell als Teamchef vorgestellt wurde.