Ich fahre sehr früh morgens mit dem Zug. Die Trostlosigkeit des nächtlichen Railjets hat sich auch olfaktorisch in den Stoffen der Sitze verewigt. Die Luftqualität ist jedenfalls per se nicht belebend. Die FFP2-Maske macht es nicht besser. Und so rutscht diese bei meinen Mitpendlern oft schon nach wenigen Fahrminuten tief unter die Nase.
Am 1. Juni wird sie schließlich ganz fallen. Zumindest bis zur Wiener Stadtgrenze. Und damit wird das Thema Corona für uns vorerst erledigt sein. Das Leben geht weiter.

Bei den Jungen sitzen die Masken fest

Schlechte Nachrichten für die Fahrgäste, die ich täglich auf der Heimfahrt beobachten kann. Statt den Bauarbeitern, Vertretern und Büroangestellten aus dem Nachtzug, sind hier mehr junge Passagiere an Bord. Auch wenn die Luft im Zug nicht besser ist, die Masken sitzen fest.

Corona-Maßnahmen als Sinnstifter

“Der Ludwig ist super! Der schaut auf uns”, habe ich einen jungen mutmaßlichen Studenten sagen gehört. “Obwohl”, fügte er sentimental an, “beim ersten Mal Maskenpflicht war alles noch aufregender”.

Treffender hätte er es nicht ausdrücken können! Die Corona-Pandemie ist für viele ein “aufregendes Abenteuer”. Die Maßnahmen der Politik sind sinnstiftend. Es klingt paradox, aber bedingungsloser Maßnahmen-Gehorsam ist für viele junge Menschen zum Akt der Rebellion geworden.

Keine Windmühle ist zu groß

Das passiert, wenn man einer Jugend Wurzeln, Werte und Traditionen nimmt. Sie suchen etwas anderes, an das sie sich klammern können. Das sie verbindet. Die Welt retten zum Beispiel. Den Klimawandel stoppen. Oder ein Virus besiegen. Keine Windmühle ist zu groß. Ob die FFP2-Maske epidemiologisch Sinn macht, ist Nebensache. Sie ist auch in den Sommermonaten vor allem das Erkennungszeichen derer, die sonst nichts mehr haben. Einer wohlstandsverwahrlosten Jugend. Und einer ideenlosen Politik.