Der kommende Winter wird auch vergehen. So wie alle 78 vor ihm, die unser Van der Bellen schon erlebt hat. Es ist nicht sehr viel Platz zwischen dieser beruhigenden Gelassenheit und völliger Gleichgültigkeit. Und auf diesem schmalen Grat wandert der Bundespräsident scheinbar durch unsere Zeit. Dort kommt ihm der russische Präsident Wladimir Putin entgegen. Dem sind die wirtschaftlichen Sanktionen gegen sein Land auch ziemlich egal. Nichts ist schließlich russischer, als die Zähne zusammen zu beißen. Wie leidensfähig Russen schon immer sein können, weiß jeder, der zumindest schon einmal ein Buch von Fjodor Dostojewski gelesen hat.

Russisches Lechzen nach Leid

„Ich glaube, das wichtigste, das wesentlichste geistige Bedürfnis des russischen Volkes ist das Bedürfnis, immer und unaufhörlich, überall und in allem zu leiden. Mit diesem Lechzen nach Leid scheint es von jeher infiziert zu sein. Der Strom der Leiden fließt durch seine ganze Geschichte; er kommt nicht nur von äußeren Schicksalsschlägen, sondern entspringt der Tiefe des Volksherzens. Das russische Volk findet in seinem Leiden gleichsam Genuss” , hat dieser Dostojewski es einst zusammengefasst.

Leiden gegen den Klimawandel

Auch in unserem “Sascha”, der selbst einmal erzählte, dass er als Volksschüler bisweilen Briefe an Verwandte mit dem Kosenamen „Saschinka“ unterzeichnete, wohnt eine russische Seele. Und das Leiden seiner Wurzeln will uns der Präsident nun auch beibringen. Einfach die Zähne zusammenbeißen, wenn man sonst schon nichts mehr zu beißen hat. Und ein bisschen frieren. Aber nicht über Gebühr. Nur so viel, dass man dieses süße Leiden vespürt. Positiver Nebeneffekt: Wer unglücklich ist, will auch nicht reisen oder viel unternehmen – das ist gut fürs Klima.

Putin wird uns einheizen

Und man kann sich ja immer gedanklich daran erwärmen, dass in der Ostukraine mit von uns bezahlten Waffen geschossen wird, während unser Mütterchen kein Geld mehr für Brennholz hat. Oder, dass uns Väterchen Wladimir deshalb bald ohnehin allen so richtig einheizen wird. “Einem Russen kommen die besten Gedanken hinterher”, sagt das Sprichwort. Einem Wähler manchmal auch.