Im Organisieren von runden Tischen für eine sogenannte Waxing-Lady und spätere Krone-Kolumnistin war der damalige ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner im Frühjahr 2017 derart beschäftigt, dass er von seiner eigenen Ablöse etwas überrascht schien: Sebastian Kurz übernahm im Mai die ÖVP. Und plötzlich war in dieser Republik alles anders.

Das Undenkbare – eine schwarz-blaue Koalition – schien rascher möglich als sich manche Sozialdemokraten noch Jobs für die eigene Daseinsvorsorge schaffen konnten.

Die stilleren, klügeren und gefährlicheren roten Strategen hatten allerdings schon für den Tag K (wie Kurz) vorgesorgt: Seit Herbst 2016 war Tal Silberstein wieder fest engagiert, auf den jungen ÖVP-Star bereits angesetzt.

Tal Silberstein soll wieder fallweise in Österreich zu sehen sein

Die Intrigenplanung läuft bestens

Tal Silberstein ist einer der Namen, die für das Jahr 2017 wichtig sind. Und für die Jahre danach, ja bis heute: Dass Silberstein für 536.000 € Parteigeld lediglich Umfragedaten auswertete, glaubt der SPÖ niemand.

Dreckige Facebook-Attacken folgten, der saubere, weil noch junge Sebastian Kurz sollte im Eiltempo alt und schmutzig aussehen, damit der damalige SPÖ-Kandidat doch noch bei der Wahl im Oktober eine Chance hätte.

Zeitgleich kam die Intrigenplanung der Ibiza-Video-Clique in Schwung: Der Rechtsanwalt mit besten Kontakten zur SPÖ startete das Ibiza-Projekt mit einem aktuell Drogen-Angeklagten, der sich mit drei Alias-Namen als Sicherheitsberater ausgab und auch mit diversen Abteilungen der österreichischen Exekutive kooperiert hat.

Ein besonders leichtgläubiger FPÖ-Politiker wird zuerst aufs Kreuz gelegt, beim Drogenkonsum gefilmt – und ist so vielleicht noch ein bisserl hilfsbereiter dabei, dass die Bande auch direkt zu Heinz-Christian Strache kommt.

Und wie der Zufall so will: Die On-/Off-Geliebte des Ibiza-Rechtsanwalts ist plötzlich als Kolumnistin im innersten Kreis eines großen Medienhauses präsent und hört dort eine Menge unschreibbarer Interna aus der Innenpolitik – die Waxing-Lady, die Mitterlehner beeinduckt hat, ist ab dem Sommer 2017 Journalistin.

Liste Pilz wird nach dem Ibiza-Dreh gegründet

Die Planung läuft wie erwünscht: Heinz-Christian Strache tappt in der Nacht zum 24. Juli 2017 in die Video-Falle. Schon beim Gehen meint der FPÖ-Chef zu seinem Klubobmann auf der Couch: “Eine Falle. Eine Mega-Falle.” Er hätte diese Nacht dann “irgendwie verdrängt”, sagt Strache viel später, als ihn die Video-Massenhysterie am 17. Mai 2019 bereits den Job, die Existenz und die Familie gekostet hat.

Nur einen Tag nach dem Dreh der Video-Intrige in der Finca auf Ibiza verkündet dann Peter Pilz am 25. Juli, dass er mit einer eigenen Liste bei der kommenden Nationalratswahl antreten werde.

Am 26. Juli wird die Partei “Jetzt” offiziell gegründet. 98.000 Euro kamen dafür vom Anwalt einer Wiener Wochenzeitung Alfred Noll. Er hat übrigens später als Vertrauensperson von Julian Hessenthaler den Ibiza-Mittäter zum Untersuchungsausschuss begleitet.

Plötzlich Parteifreunde: Alma Zadic mit Peter Pilz

18. August 2017: Der Tod des jungen Video-Künstlers

Nur wenig später, am 18. August 2017, präsentiert dann Peter Pilz als Listen-Mitaktivistin Alma Zadic, die jetzt aktuell um ihren Job als Justizministerin kämpft. Zadic, damals 33 Jahre alt, war bis dahin bei Freshfields Bruckhaus Deringer in Wien beschäftigt. Am 25.10. 2017 – nur zehn Tage nach der Nationalratswahl –  reichte sie auch ihre Dissertation bei der Universität Wien ein – bei dieser Doktorarbeit haben verschiedene Gutachter nicht weniger als 73 Plagiats-Teile auf den 220 Seiten entdeckt.

Am Freitag, dem 18. August 2017, starb Hamidreza T.. Der Videokünstler wurde nur 39 Jahre alt. Er hat beim ÖGB mitgearbeitet und hat sich bei der nur kurz aktiven Wiener SPÖ-Splittergruppe Sektion ohne Namen engagiert. T. soll in einer Kurzschluss-Aktion Selbstmord verübt haben.

Es gibt bis heute Zweifel an dieser Version: T. soll von der Video-Produktion auf Ibiza am 24. Juli gewusst haben. Er hat nach diesem Zeitpunkt davon gesprochen, dass er “bald Geld haben wird”. Zerplatzten dann doch all seine Träume? Und warum? Wollte er reinen Tisch machen, den versuchten Video-Putsch oder vielleicht einen Erpressungsversuch aufdecken? Der Tod eines stets sehr emotional agierenden Mitwissers kam der Tätergruppe jedenfalls nicht ungelegen.

Am 14. August 2017 – nur vier Tage vor dem Tod von Hamidreza T. – ist jedenfalls der SPÖ-Berater Tal Silberstein in Israel verhaftet worden: Der rote Berater ist in einer massiven Geldwäscheaffäre verwickelt gewesen, für die SPÖ-Führung war diese Nachricht so kurz vor einer Nationalratswahl eine Katastrophe.

In dieser heiklen Situation im Spätsommer 2017 wollten die Österreicher nun auch sicher nichts mehr von einer weiteren Dirty-Campaigning-Aktion mit einem peinlichen Strache-Video wissen – das Projekt der Ibiza-Bande wäre damals sofort als Bumerang in der SPÖ eingeschlagen.

Das Video war verbrannt, die Anfangsinvestition vorerst einmal verloren, die SPÖ wollte dafür auch nichts zahlen – was den Video-Mittäter Julian Hessenthaler dann auch bewogen hat, die Sozialdemokraten als “rote Idioten” (Zitat Hessenthaler) zu beschimpfen.

Vor der Wahl im Oktober 2017 will niemand das Strache-Video kaufen und zeigen

Wem kann der Ibiza-Mittäter noch gefährlich werden?

Nach dem Video-Verkaufsdebakel im Jahr 2017 und der für die SPÖ verlorenen Wahl im Oktober mussten neue Käufer für das Strache-Filmchen gefunden werden. Und all die Namen der Mitbieter und tatsächlichen Käufer kennt der Drogen-Angeklagte Julian Hessenthaler, dem am 30. April beim Landesgericht St. Pölten ein hartes Urteil droht.

Und deshalb liegen genau jetzt bei so vielen Links-Aktivisten die Nerven blank: Die einzige Chance, dass Julian Hessenthaler noch etwas sein Leben genießen kann, ist ein umfassendes Geständnis – und ein Enthüllungs-Buch, das sich mit der Wahrheit wirklich gut verkauft.

Er wird dieses Geld brauchen, um weit weg untertauchen zu können: In zu kurzer Zeit hat sich Julian Hessenthaler zu viele Feinde gemacht – in der Drogenwelt, bei der Glücksspiel-Mafia, bei ziemlich humorlosen Schattenmännern, bei gefährlichen Ex-Partnern.

Den Anfang im Jahr 2017 kennen wir jetzt – das Ende des Politthrillers ist aber noch immer nicht geschrieben.