PÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner drängte am Freitag angesichts der dramatischen Entwicklung der Corona-Zahlen, endlich Maßnahmen zur Abflachung der vierten Welle setzen. Sie hält ein Comeback der Maske in Innenräumen, intensives Testen bei Reiserückkehr und in Schulen sowie starke Impf-Anreize für geboten. Da wäre auch ein Impf-Hunderter “ein möglicher Weg”, sagte sie in einer Pressekonferenz. Eine generelle Impfpflicht lehnt die SPÖ-Chefin klar ab.

Rendi-Wagner bekräftigte ihre Kritik an der säumigen Regierung: Mit ihrer Untätigkeit im Sommer habe die Regierung “grob fahrlässig” agiert – und das Signal, die Pandemie wäre vorüber, stelle sich als “grober Irrtum mit fatalen Folgen” heraus. Jetzt sei Österreich bei den Impfungen Schlusslicht in Westeuropa, die Infektions- und Hospitalisierungszahlen steigen “alarmierend schnell” – und ab Montag sitzt eine große Gruppe von Schülern ungeschützt in den Klassen.

Rendi-Wagner will die Impfrate mit 100 bis 150 Euro um bis zu 20 Prozent steigern

Um noch schlimmere Entwicklungen zu verhindern, müsse auch Österreich es – wie Dänemark – schaffen, die Impfrate rasant auf über 80 Prozent zu steigern. Als sinnvolle Maßnahmen erachtet die Ärztin Rendi-Wagner “1G” für Nachtgastronomie und Großveranstaltungen und verpflichtend “3G” am Arbeitsplatz, aber auch Belohnungen wie Konzertkarten oder finanzielle Anreize. Mit 100 bis 150 Euro für alle, die sich impfen lassen, könnte man laut einer deutschen Studie die Rate um zehn bis 20 Prozent steigern, merkte sie an.

Eine Impfpflicht befürwortet Rendi-Wagner nur für bestimmte Berufsgruppen – im Gesundheits- und Pflegebereich sowie in der Pädagogik -, für eine generelle Pflicht ist sie “sicher nicht”. Stattdessen gelte es “Überzeugungsarbeit, Aufklärung, Information” zu bieten. Aber auch hier sei die Regierung säumig. Die türkis-grünen Bundeskoalition sieht die SPÖ-Chefin auch am Zug, um bundesweit einheitliche Corona-Regeln zu schaffen. Mit einem “Fleckerlteppich” bei Masken- oder Berufs-Impflichten sorge man nur für Unklarheit, Verunsicherung – und letztlich dafür, dass die Regeln nicht befolgt werden.

Doskozil will auf "Impflotterie" setzen

Aber nicht alle in der SPÖ sind von der Idee eines “Impfhunderters” überzeugt. Der burgenländische SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil etwa, erklärte bereits am Mittwoch, dass er nicht viel von einem direkten finanziellen Anreiz halte. Sein Bundesland hat schon jetzt mit 68 Prozent die höchste Impfrate. Gegenüber der Tageszeitung “Heute” sagte Doskozil: “Unser Ziel ist es, bis zum Landesfeiertag am 11.11. eine Impfquote von über 80 Prozent der impfbaren Bevölkerung zu erzielen. Momentan arbeiten wir dazu auch ein zusätzliches Anreizsystem aus.”

Die Geheimwaffe soll eine “sehr breit angelegte Impf-Lotterie” sein. Neben Gewinnspiel-Klassikern (Auto, Handy) würden sich im Burgenland etwa Thermengutscheine oder Weinkörbe anbieten.