Nichts hat sich so oft wiederholt wie angesagte Weltuntergänge. Eine von Esoterikern prognostizierte Apokalypse sollte am 11. August 1999 erfolgen, als in Österreich eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten war. Erstaunlicherweise bewegte sich die Erde am 12. August immer noch um die Sonne. In der Zwischenzeit weltuntergangte es immer heftiger, zuletzt durch eine Schulschwänzerin namens Greta.

Lust am Desaster

In Europa waren Teufel, Hexen und die damit verbundenen Götterdämmerungen immer schon Liebkinder der Weltuntergangserotiker. Auch Hollywood spielt regelmäßig mit dem Endzeitgrusel. Filme wie Terminator, Waterworld, Postman, End of Days, Independence Day, Deep Impact, 2012, Joker und andere zeigen eine diabolische Lust der Filmemacher am Desaster.

Um die erste Jahrtausendwende kam es wegen des vermeintlich drohenden Weltuntergangs zu Ausschreitungen. Volk und Klerus schalteten in den Apokalypsemodus. 1033 gab es eine Sonnenfinsternis. Mehr hat’s nicht gebraucht. Pfarrer Michael Stifl „berechnete“ das Weltende ein paar Jahrhunderte später für den 19. Oktober 1533. Im 16. Jahrhundert publizierte der Amateurprophet Nostradamus seine „Centurien“. Daraus leiteten einige seiner Epigonen einen Weltuntergang für den erwähnten Sommer 1999 ab, der sich bekanntlich weigerte, einzutreten. Die Zeugen Jehovas prophezeiten den jüngsten Tag für 1914, später für 1918, dann für 1925. 1975 warnten sie zum letzten Mal vor Armageddon.

Maya-Kalender

Inzwischen überlebten wir den Waldsterbismus, den Ozonlochismus, den Schweinegrippis-mus, den Vogelgrippismus und andere Ismen. Am 21. Dezember 2012 ging wegen eines falsch gedeuteten Maya-Kalenders die Welt schon wieder unter. Im Februar 2007 sagte die BILD-Zeitung aufgrund von „Experten“-Analysen voraus, dass die Erde – selbstverständlich wissenschaftlich belegbar – in 13 Jahren, also vor zwei Jahren, den Hitzetod sterben würde. Und wieder weigert sich diese sture Kugel namens Erde, unterzugehen. Es gibt eine Klimaerwärmung, aber es gibt keine Klimakatastrophe. Der Pasterzegletscher verschwand vor einigen tausend Jahren vollständig, kam dann aber wieder. Im Mittelalter und während der Herrschaft der Römer war es – ohne Kohlendioxiderhöhung – wärmer als heute, aber wieder ist nichts untergegangen. Trotzdem hat die Panikindustrie Dauerkonjunktur.

Echte Krisen

Wir hatten und haben tatsächlich einige echte Krisen zu bewältigen. Sie entstanden durch Dummheit, Arroganz und Ideologie, wurden aber immer wieder – meist mit Opfern – überwunden. Die Menschen haben aus den Krisen leider nur kurzfristig gelernt. Nach dem zweiten Weltkrieg kam es im Oktober 1962 zur Kubakrise. Die USA verhängten über Kuba eine „Quarantäne“, weil die Sowjets dort Mittelstreckenraketen stationiert hatten. Die Schiffe der Sowjets wurden von drei U-Booten begleitet, eines der U-Boote hatte einen Torpedo mit einem Nuklearsprengkopf an Bord. Ein militärischer Irrsinn! Dieser Atomtorpedo hätte den Großteil der damals operierenden amerikanischen Atlantikflotte, bestehend aus zahlreichen Zerstörern, Flugzeugträgern und über dreihundert Flugzeugen, vernichtet. Das weiß man seit der verheerenden Unterwasserexplosion der nuklearen Testbombe „Baker“ im Juli 1946 vor dem Bikini-Atoll im Pazifik. Nachdem die Amerikaner die U-Boote entdeckt hatten, gerieten die russischen Kapitäne in Panik und wollten den Atomtorpedo starten. Der Kommandant der U-Bootflotte, Wassili Archipow, untersagte das. Ein Mann rettete damit im Alleingang Millionen Menschenleben, denn die Unterwasserbombe hätte einen Atomkrieg ausgelöst.

Kaiserwetterpolitiker

Seither ist außer den erwähnten (meist grünen) Weltuntergangsmythen nicht viel passiert. Das hat dazu geführt, dass Generationen von regierenden Kaiserwetterpolitikern gewählt wurden, die angesichts der aktuellen Krisen (Migrantenflut, Inflation, Pensionssysteme, Energiekrise, usw.) alt aussehen. Auch Oppositionspolitiker haben außer ein paar hilflos anmutenden Wortspenden wenig zu bieten. Alle Krisen sind die Folgen von Fehleinschätzungen durch unsere überforderten Eliten. Die Migrationskrise illegaler Zuwanderer in unser Sozialsystem überrollt uns. Die Zahlen zeigen es: 4,4% der Österreicher beziehen Sozialhilfe, hingegen drei Viertel der Somalier und fast vier Fünftel der Syrer.

Auch die Inflation ist beunruhigend. Sie entstand weniger durch den Krieg in der Ukraine als durch eine Reihe von „Rettungsschirmen“ für gebrechliche Schuldenländer. In Wahrheit waren das keine Rettungen. Die Europäische Zentralbank hat ohne jeden wirtschaftlichen Geleitzug Geld in Billionenhöhe gedruckt. Jetzt wird mit kümmerlichen Zinserhöhungen eine Reparatur des maroden Systems versucht.

Krisen fordern Opfer, aber Krisen können überwunden werden. Dazu braucht man mutige Manager in der Politik, wie es sie kurz nach dem zweiten Weltkrieg gab. Die Demokratie ermöglicht leider die Wahl von Politikern, die Krisen nicht bewältigen können, weil sie zu schnell die Flinte ins Korn werfen. Es ist aber höchste Zeit, dass Europas Politiker langfristiger denken und agieren und sich von Lebenslügen verabschieden. Der beispielsweise von Angela Merkel begonnene und von Grünen und Sozialdemokraten gewünschte Einstieg in eine umfassende europäische Transfer- und Schuldenunion würde die Euro-Krise und damit die Verarmung Europas nur noch weiter verschlimmern.

Weltuntergänge gibt es nur in Gretaland. Krisen sind beherrschbar, aber zu keiner Zeit mit Hilfe parakommunistischer Ideologien oder einer mutlosen Schönwetterpolitik.

Rudolf Öller ist promovierter Genetiker der Universität Tübingen und seit Jahrzehnten sowohl als Kolumnenschreiber als auch als Buchautor publizistisch tätig. Öller ist gebürtiger Oberösterreicher, hat in AHS und BHS Naturwissenschaften und Informatik unterrichtet und war ehrenamtlicher Rettungssanitäter, Blaulichtfahrer und Lehrbeauftragter beim Roten Kreuz. Er lebt heute in Vorarlberg.