Der Wohlstand nahm in den Jahrzehnten trotz Wirtschaftskrisen zu, die durchschnittliche Lebenserwartung stieg weiter an, aber die Menschen wurden nicht gleicher trotz aller Nivellierungsbestrebungen. Schlimmer noch: Werte wie Heimat, Familie, Fleiß und Zuverlässigkeit kamen allmählich zurück. Ein Horror für Unruhestifter.

Dumm und glücklich

Der letzte ernsthafte Versuch, unsere Gesellschaft durch Unbildung neu zu gestalten, fand in Frankreich statt. Der sozialistische Präsident Hollande wollte vor zehn Jahren das Schulsystem seines Landes von Grund auf umkrempeln. Details der geplanten Bildungsreform sickerten frühzeitig an die Öffentlichkeit – etwa jenes, dass es in Frankreich nie wieder Hausaufgaben geben sollte. Kinder und Jugendliche würden von allem Bildungsleid befreit werden, um in einer Welt der Unbedarftheit gleich dumm und glücklich sein.

Hollandes ambrosische Ideen fielen bei Österreichs „Experten“ auf fruchtbare Böden: Gelernt wird nur noch in der Schule, die Zeit zu Hause solle besser genützt werden, wurde eilends verkündet. Auch die Präsidentin des Wiener Stadtschulrats – wer sonst? – griff die kühnen Ideen auf und propagierte sie als Modell der Zukunft. Die Grünen forderten ebenfalls einen Befreiungsschlag von der Ungerechtigkeit der Bildungsverteilung.

Nullsummenspiel

Spätestens ab hier ist es unmöglich, keine Satire zu schreiben. Die Welt war und ist für Neojakobiner ein simples Nullsummenspiel. Finanzielle Ungleichheit wird von ihnen als Ungerechtigkeit definiert, wodurch die Habenichtse das Recht haben, den Habenden so viel wegzunehmen, dass am Ende alle gleich wenig haben. Dieses Prinzip der Umverteilung scheint bei Wokies auch für die Welt der Bildung zu gelten. Immerhin ist es bis heute gelungen, das Niveau der Schulen so zu senken, dass erstaunlich viele funktionale Analphabeten und mathematische Blindgänger unsere Schulen mit positiven Noten verlassen können.

Das Schuljahr 2021/22 geht soeben zu Ende. Anlässlich dieses freudigen Ereignisses wagen wir einen Blick in die Zukunft der kommenden rot-pink-grünen Regierung, die die finale Bildungsgerechtigkeit umsetzen wird.

Bildungsgerechtigkeitsgesetz

Weder eine Gesamtschule bis zum 14. Lebensjahr noch eine Ganztagsschule können den schädlichen Einfluss eines gebildeten Elternhauses verhindern. Aus diesem Grund kam es im Sommer 2026 zum Beschluss des Bildungsgerechtigkeitsgesetzes. Unmittelbar darauf folgte die vom Bildungsgerechtigkeitsminister geforderte Einrichtung einer Staatsanwaltschaft für Bildungsgerechtigkeit und einer bundesweiten Bildungsgerechtigkeitspolizei mit weitreichenden Kompetenzen. Ausnahmslos alle Freitage wurden zu „Greta-Thunberg-Aktionstagen“ umfunktioniert und für unterrichtsfrei erklärt. Zudem wurde veraltetes Wissen, wie etwa der Irrglaube, dass es zwei Geschlechter gibt, verboten.

In der Folge werden einige Medienberichte aus dem Jahr 2027 angeführt.

Wien (apa, 11.2.2027) Der Programmierer Günter F. wurde nach einer anonymen Anzeige von der Bildungspolizei bei der Staatsanwaltschaft für Bildungsgerechtigkeit angezeigt, weil er mit seinem Sohn und zwei weiteren Jugendlichen unerlaubt mehrere Museen besucht hatte. Die Freizeit-Bildungslizenz wurde Günter F. für sechs Monate aberkannt.

Salzburg (SN, 19.3.2027) Der Unternehmer Ludwig P. wurde von einem beim Videoverleih „Flatlevel brainshot“ verdeckt arbeitenden Agenten angezeigt, weil er sich mehrmals unerlaubt politische DVDs mit englischsprachigen Dokumentationen ausgeborgt hatte. Wie eine polizeiliche Überprüfung ergab, zeigte Ludwig P. die Filme am Spätnachmittag seinen Kindern, in denen Politiker wie Ho Tschi Minh und Nicolas Maduro als Unterdrücker verleumdet werden. Ludwig P. wurde wegen Verstößen gegen das Hasskriminalitätsgesetz angezeigt.

Bregenz (apa, 9.4.2027) Der AHS-Professor Friedrich M. wurde von der Bildungspolizei nach einer anonymen Anzeige festgenommen und verhört. Friedrich M. hatte in einer 8. Klasse eines Gymnasiums auf Ersuchen des Klassensprechers illegal die Differential- und Integralrechnung gelehrt. Das Unterrichten höherer Mathematik und bestimmter Kapitel der Biologie und Physik sind laut Bildungsgerechtigkeitsgesetz verboten.

Innsbruck (apa, 23.9.2027) Eine Studentenverbindung wurde nach anonymen Hinweisen in sozialen Medien von Aktivisten der Organisation „Antifaschistische Bildungsrevolutionäre“ daran gehindert, einen wissenschaftlichen Abend über Bundeskanzler Kurt Schuschnigg zu veranstalten. Der Bildungsgerechtigkeitsminister verurteilte die Studentenverbindung mit scharfen Worten: „Es kann nicht geduldet werden, dass sich Mitglieder fragwürdiger Vereine bedenkliche Bildung aneignen. Bildung und Wissen sind keine Privatsache.“

Linz (OÖN, 3.12.2027) Nachdem durch eine anonyme Anzeige bekannt geworden war, dass in der Volkshochschule Puchenau die Volkhochschuldirektorin Maria T. einen nicht genehmigten Vortrag über „Antisemitismus im frühen 20. Jahrhundert“ angekündigt hatte und nachdem in diesem Zusammenhang der sozialistische Politiker Karl Renner erwähnt worden war, wurde die Volkshochschule auf Anweisung der Staatsanwaltschaft für Bildungsgerechtigkeit vorübergehend geschlossen. Die Direktorin wurde angezeigt und verlor ihre Bildungsgerechtigkeitslizenzen.