Die Linken, die mit Lenin im Herzen und Che auf dem T-Shirt herumlaufen, glauben an eine Art Wiedergeburt ihrer Idole. Dieser Glaube hat etwas Tragikomisches an sich.

Ernesto Guevara, er wäre vor wenigen Tagen 95 Jahre alt geworden, wurde 1928 als Sohn aus wohlhabendem Hause in Buenos Aires geboren. Als junger Mann reiste er durch Südamerika, obwohl er an Asthma litt. Er beendete sein Medizinstudium trotz seines Vagabundierens. Seine Reisen auf einem Kleinmotorrad führten ihn bis nach Mittelamerika. Anfang der Fünfzigerjahre erlebt er eine politische Krise in Guatemala. Jacobo Árbenz war ein demokratisch gewählter sozialistischer Präsident. Im Juni 1954 wurde er nach einem von der CIA organisierten Putsch gestürzt und durch einen Diktator ersetzt. Guevara schwenkte damals ins Lager der Kommunisten, die Amerikaner begann er zu hassen. „Aufgrund meiner ideologischen Ausbildung gehöre ich zu denen, die meinen, dass sich die Lösung für die Probleme dieser Welt hinter dem Eisernen Vorhang befindet“, schrieb er 1957 an einen Freund.

Autoritarismus

1955 traf Guevara in Mexiko den jungen kubanischen Anwalt Fidel Castro, der gerade dabei war, seine Rückkehr aus dem Exil in die Heimat vorzubereiten. Guevara beschloss, sich den Kubanern anzuschließen, die im Dezember 1956 auf der Insel landeten. Guevara wurde zum „Comandante“ einer „Kolonne“ ernannt. Er zeigte schnell, dass er ein gefühlsarmer und harter Mensch war. Ein junger Guerillero, der an Hunger litt und ein wenig Nahrung gestohlen hatte, wurde von Guevara persönlich – ohne Prozess –  erschossen. Der „unbeirrbare Anhänger des Autoritarismus“ – wie ihn ein ehemaliger Mitstreiter nannte – geriet mehrmals mit demokratisch gesinnten kubanischen Kommandanten aneinander.

Im Herbst 1958 begann Guevara mit seiner Einheit in der Ebene von Las Villas im Zentrum von Kuba militärisch aktiv zu werden. Er errang einen „Sieg“, als er in Santa Clara eine von Präsident Fulgencio Batista geschickte Kompanie angriff. Die Soldaten verweigerten den Kampf und flohen. Danach übernahm Guevara das Amt des „Anklägers“ und entschied selbstherrlich über Leben und Tod. Das Gefängnis in La Cabana, wo Guevara eine Zeitlang amtierte, war Schauplatz willkürlicher Hinrichtungen. Guevara schreckte auch nicht davor zurück, ehemalige Kameraden zu erschießen, die sich für einen demokratischen Wandel in Kuba ausgesprochen hatten.

Zwangsarbeit

Nach dem Sturz des Diktators Batista ergriff Fidel Castro in Habana die Macht. Guevara wurde Industrieminister und Zentralbankdirektor. Er verachtete offiziell das Geld, lebte aber im Reichenviertel von Havanna. „Comandante“ Guevara fehlten die allereinfachsten wirtschaftlichen Kenntnisse. Er war ein Habeck-Prototyp, der in auch für Kommunisten sehr kurzer Zeit die Zentralbank ruinierte. Leichter fiel ihm die Einführung von „Sonntagen der freiwilligen Arbeitseinsätze“. Guevara – nicht Fidel Castro – war es auch, der nach sowjetischem Vorbild das erste Lager für Besserungsarbeit (ein Zwangsarbeitslager) erfand, das auf der Halbinsel Guanaha errichtet wurde.

In seinem Testament lobte Guevara „den wirksamen Hass, der aus dem Menschen eine effiziente, starke, selektiv und kaltblütig vorgehende Tötungsmaschine macht“. „Che“ (wie sich Argentinier untereinander anreden) war von einem anderen Temperament als die eher gutmütigen Kubaner. Er war intolerant und getrieben von dem aggressiven Wunsch, seine kommunistische Version der Revolution zu exportieren. Er war von seinem Hass auf westliche Demokratien so besessen, dass er 1967 für eine weltweite Guerilla plädierte: „Schafft zwei, drei, viele Vietnams!“

1963 war Guevara in Algerien, später in Tansania, bevor er in den Kongo ging. Dort lernte er einen gewissen Laurent-Désiré Kabila kennen und schätzen. Dieser war ein brutaler Politiker, der von 1997 bis zu seinem Tod im Jahr 2001 als Präsident der „Demokratischen“ (in Wahrheit kommunistischen) Republik Kongo herrschte und vor Massakern an der Zivilbevölkerung nicht zurückschreckte.

Skrupellose Killer

Im schwulstigen Lied „Hasta Siempre“ heißt es in der letzten Strophe: „Wir werden weiter voran schreiten, so wie wir es mit Dir getan haben und mit Fidel Dir sagen: Für immer unser Kommandeur!“ Die Liebe zwischen Castro und Guevara hielt nicht lange. Es kam zum Bruch, worauf Guevara nach Bolivien ging. Dort versuchte er, seine Guerilla-Ideologie gewaltsam umzusetzen, ohne auf die Kommunistische Partei Boliviens Rücksicht zu nehmen. Von der einfachen Landbevölkerung bekamen Guevara und seine skrupellosen Killer keine Unterstützung. Isoliert, eingekreist und halb verhungert wurde er am 8. Oktober 1967 gefangengenommen und kurz darauf erschossen.

Ernesto „Che“ Guevara ist heute für diejenigen ein Held, die nicht wissen, dass es sich bei „El Comandante“ um einen Serienmörder handelte. Einige SPÖ-Politiker waren offenbar seine Brüder im Geiste. Sie errichteten ihrem Comandante 2008 mit Steuergeldern ein Denkmal in Wien. „Wir wollen einem der außergewöhnlichsten Menschen der vergangenen hundert Jahre auch in Wien ein Denkmal setzen”, erinnerte der ehemalige SPÖ-Innenminister „Charly“ Blecha an sein Idol. Guevara „hat auf seiner Mütze nur einen Stern getragen, während er den Armen die Sterne vom Himmel geholt hat“. Es ist immer wieder faszinierend, wie sich marxistisch verblendete Menschen ihre angebeteten Verbrecher schönreden können.