Unser Kalender ist das Ergebnis von Überlegungen, die vor Jahrtausenden begannen. Die Babylonier waren ein Volk östlich von Israel. Sie erkannten früh, dass im Laufe des Jahres auf der Sonnenbahn zwölf Sternbilder erschienen, daher teilten sie das Jahr in zwölf Monate ein. Die zwölf Monate der Babylonier haben die Ägypter, später die Römer und schließlich die Kirche übernommen.

Der Kalender war bei der Gründung Roms ein Mondkalender, der im Laufe der Jahre allmählich durch einen Sonnenkalender ersetzt wurde. Jahrhundertelang begann das römische Jahr am 1. März. Vom fünften Monat an (Quintilis) wurden die Monate nummeriert, der Dezember war der zehnte Monat. Der elfte Monat hieß Januarius, nach dem doppelgesichtigen Janus, der letzte Monat Februarius (Reinigung). Ab 153 v. Chr. wurden die Konsuln am 1. Jänner gewählt, was dazu führte, dass der Jahresbeginn in einigen Regionen zum 1. Jänner wechselte. Das Kalenderchaos nahm solche Ausmaße an, dass Julius Caesar den ägyptischen Astronomen Sosigenes beauftragte, einen neuen Kalender für das römische Reich zu entwerfen. Die neue Zeitrechnung trat 46 v. Chr. in Kraft.

Menschliche Eitelkeit

Julius Caesar legte per Dekret den Jahresbeginn auf den 1. Jänner. An diesem Tag wurden die Konsuln – die höchsten Regierungsbeamten – bestimmt. Der September (septem = sieben) wurde dadurch zum neunten, der Dezember (decem = zehn) zum zwölften Monat. Dummerweise vergaß man nach Caesar, die Monate neu zu nummerieren. Als man vor zweitausend Jahren auch noch auf die Idee kam, die Monate Quintilis und Sextilis nach Julius Caesar und Kaiser Augustus zu benennen, war das Durcheinander perfekt. Die neuen kaiserlichen Monate Juli und August mussten statt dreißig nun einunddreißig Tage haben. Die beiden benötigten Tage entnahm man dem wehrlosen Februar, der mit seinen achtundzwanzig Tagen heute als ein Opfersymbol menschlicher Eitelkeit gelten kann. Diese Unebenheiten im Kalender wurden bis heute konserviert.

Die Römer wussten, dass ein Jahr nicht genau 365 Tage hat, sondern 365 und einen Vierteltag. Da ein Sonnenkalender nur aus ganzen Tagen bestehen kann, hängten die Römer alle vier Jahre im Februar einen Schalttag an.

Irgendwann kamen die Kalendermacher dahinter, dass es nicht genügt, einen Jahresbeginn zu definieren. Der 1. Jänner kann im Winter oder auch im Frühling liegen. Der Termin muss mit einem Sternzeichen übereinstimmen. Das Problem wurde am ersten von Kaiser Konstantin einberufenen Konzil von Nicäa gelöst. Das kirchliche Konzil fand 325 n. Chr. statt.

Wissenslücke

Der Grund für die Beweglichkeit unseres Osterfestes ist eine Wissenslücke. Niemand weiß, wann Jesus von Nazareth am Kreuz hingerichtet wurde. Die Evangelisten haben zwar das jüdische Passahfest erwähnt, aber die Angabe des Jahres vergessen. Aus diesem Grund konnte die Kirche den Ostertermin nicht genau festlegen. Die Bischöfe waren gezwungen, das Osterfest aus dem jüdischen Passahfest abzuleiten, das am ersten Frühlingsvollmond beginnt. Das erste Konzil der Christenheit hat sich in Nicäa bemüht, eine allgemein akzeptable Regel zu finden. Der damals gefasste Beschluss gilt noch heute.

Das Osterfest wird am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert, wobei die Tag- und Nachtgleiche als Frühlingsbeginn auf den 21. März gelegt wurde. Es hätte auch ein anderer Tag sein können, aber dieser Konzilsbeschluss wurde damals so gefasst. Damit war der Kalender endlich an ein astronomisches Ereignis gekoppelt. Auch diese Regel gilt bis heute.

Wenn man alle Möglichkeiten durchrechnet, so ergibt sich als frühester Ostertermin der 22. März und als spätester der 25. April. Wer sich einen Spaß erlauben will, der frage einmal, warum in ausnahmslos allen Karwochen der letzten tausendsiebenhundert Jahre Vollmond war. Natürlich ist in jeder Karwoche Vollmond, weil das die Kirche so beschlossen hat.

Der Kalender bekam im Jahr 1582 durch Papst Gregor XIII eine kleine Zusatzkorrektur. Auch diese von der Kirche verfügte Reform gilt als „Gregorianischer Kalender“ bis heute.

Anno Domini

Der christliche Ursprung unseres Kalenders spielte sogar bei der ersten Mondlandung eine Rolle. Auf der ersten Mondlandefähre befindet sich eine Plakette mit der Aufschrift: „Here men from the planet earth first set foot upon the moon – July 1969, A. D.“ Die Plakette trägt die Unterschriften von Neil Armstrong, Edwin Aldrin, Michael Collins und US-Präsident Nixon.

Das Wort „men“ ist schon schlimm genug, aber „A. D.“ steht für „Anno Domini“. Das war ein gewollter Hinweis auf die christliche Religion. Es erhebt sich die Frage, ob dieses Kürzel auf Plaketten unserer Tage zu Protesten aus politisch korrekten Ecken führen könnte. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering, weil in den genannten Kreisen Bildung nicht zu den bevorzugten Kategorien zählt. Die Frage, warum wir einen Kalender tolerieren, den böse weiße cis-Männer ausgeheckt haben, wird bei Hypermoralisten mangels an Bildung eher nicht für die übliche aufgesetzte Erregung sorgen.