Der Arbeiterkammerbeitrag wird beispielsweise still kassiert, scheint aber nirgendwo auf. Nicht die Unternehmer sind die Ausbeuter, sondern die staatlichen Bürokratiesaurier. Die übergroßen Steuern und Gebühren tragen die Hauptschuld an den hohen Preisen.

Die Bürger wissen das und ärgern sich, weil es keine angemessenen Gegenleistungen gibt. Es erübrigt sich, über die Arbeiterkammer als verstaatlichte Gewerkschaft zu jammern. Es ist wirkungslos, sich über das Programm des ORF zu beschweren. Es ist sinnlos, die wegen der illegalen Massenzuwanderung gestiegenen Mietpreise zu beklagen. Es ändert sich nichts, die Saurier dämmern vor sich hin und fressen Steuern und Zwangsgebühren. Der zahlende Bürger kann nichts dagegen machen.

Das Einzige, was uns Bürgern vollkommen und unversteuert gehört hat, war unsere Sprache, die samt ihren Dialekten zu den farbigsten der Welt gehört. Unsere Sprache soll uns nun auch genommen werden.

Ich weiß nicht, wie es anderen ergeht, aber ich kann mich an die Soldatinnen und Soldaten, Außenministerinnen und Außenminister, Asylbewerberinnen und Asylbewerber, Kinderärztinnen und Kinderärzte, Klavierspielerinnen und Klavierspieler und ähnliches Geplapper nicht gewöhnen. Besonders verrückt wird es, wenn – wie kürzlich in Bregenz geschehen – Vereine von der Stadt mit „Mitgliederinnen und Mitglieder“ angeschrieben wurden. Je öfter das zu hören und zu lesen ist, desto lächerlicher wirkt es. Das dürften einige Sprachbastler mitbekommen haben, daher weichen sie beiläufig auf Tandem-Synonyma aus. Wir erfahren dann etwas über Forscherinnen und Wissenschaftler, Rettungssanitäterinnen und Blaulichtfahrer, und ähnlichen Unsinn.

Sprachverunstaltende

Die Mittelwörter der Gegenwart, wie etwa Studierende, Forschende, Lehrende, Autofahrende und andere verbale Fehlgeburten tragen weder zur Sprachverbesserung noch zu irgendeiner Gerechtigkeit bei. Arzt ist beispielsweise ein geschlechtsneutraler Begriff, auch wenn es „der“ Arzt heißt. „Ärztinnen und Ärzte“ grenzen interessanterweise die so genannten Diversen aus. Die Wokies dürften das noch nicht bemerkt haben, andernfalls hieße es Ärztinnen, Ärzte und Arztdiverse.

Die schlimmste Verunstaltung unserer Sprache betrifft das Zertrümmern von Hauptwörtern, also BeamtInnen, Soldat_innen, Schüler*innen und Politiker:innen. Bei diesen Krüppelwörtern erübrigt sich jede weitere Debatte. Gerne wird hier die Ausrede bemüht, dass sich Sprache laufend ändere. Das ist richtig, aber diese Änderungen erfolgten evolutionär in Jahrhunderten, wobei bestimmte Bücher eine inspirierende Rolle spielten, wie etwa Martin Luthers deutsche Bibelübersetzung oder die berühmte „King James Bible“ in England. Erzwungene und verbotene Vokabel gibt es nur in Diktaturen. Wer das genialste Buch zur befohlenen Sprachzerstörung – George Orwells „1984“ – noch nicht gelesen hat, sollte das nachholen.

Die Gendersprache erschwert das Erlernen der deutschen Rechtschreibung und Grammatik in der Volksschule und verwirrt die Schüler. Sie benachteiligt nachweislich bildungsferne und behinderte Menschen, also Blinde, Gehörlose, Legastheniker und Menschen mit sprachlicher Beeinträchtigung. Gendersprache erschwert außerdem die Integration von Migranten. Das stärkste Gefühl jedoch, das wir beim Gendern empfinden, ist der Verlust eines Kulturgutes durch organisierten Sprachdiebstahl.

Der Rat für Deutsche Rechtschreibung

Der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ ist die Regulierungsinstitution der hochdeutschen Rechtschreibung. Er wurde von Deutschland, Österreich, der Schweiz, Südtirol, Liechtenstein und der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens mit dieser Aufgabe betraut.

In der Vergangenheit wurden schon mehrfach drollige Anträge an diesen Rat für deutsche Rechtschreibung gestellt. Das Gendern sollte abgesegnet und zur Regel erhoben werden. Der Rat lehnt das ab und hat dazu eindeutig festgestellt: „Der Rat für deutsche Rechtschreibung bekräftigt in seiner Sitzung am 26.3.2021 seine Auffassung, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll und sie sensibel angesprochen werden sollen. Dies ist allerdings eine gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe, die nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung gelöst werden kann. Das Amtliche Regelwerk gilt für Schulen sowie für Verwaltung und Rechtspflege. Der Rat hat vor diesem Hintergrund die Aufnahme von Asterisk („Gender-Stern“), Unterstrich („Gender-Gap“), Doppelpunkt oder anderen verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung zu diesem Zeitpunkt nicht empfohlen.“

Damit ist klar, dass dem sprachzerstörenden Gendern keine von Parlamenten oder Sprachexperten beschlossene Regel zugrunde liegt. Das Gendern kommt von kleinen Gruppen sprachlicher Bastler in Gewerkschaften, Universitäten und Ministerien. Leider ist es diesen semantischen Straßenklebern gelungen, einigen Journalisten, Politikern und TV-Sprechern einzureden, es handle sich um eine notwendige Form von Fortschritt oder Gerechtigkeit.

Was immer es auch sei, jeder kann sich seine Meinung dazu bilden. Eines aber wird die überwiegende Mehrheit unterschreiben: Gendersprache hört sich dümmlich an und ist eine Dissonanz für sensible Ohren. Tagtäglich wird uns diese verbale Katzenmusik durch ARD, ZDF, ORF und andere Sender vorgeführt, und wir leiden darunter.

Rudolf Öller ist promovierter Genetiker der Universität Tübingen und seit Jahrzehnten sowohl als Kolumnenschreiber als auch als Buchautor publizistisch tätig. Öller ist gebürtiger Oberösterreicher, hat in AHS und BHS Naturwissenschaften und Informatik unterrichtet und war ehrenamtlicher Rettungssanitäter, Blaulichtfahrer und Lehrbeauftragter beim Roten Kreuz. Er lebt heute in Vorarlberg.