Alle Versuche, „die Gesellschaft“ zu ändern, die Menschen mit Hilfe einer pseudosozialen Politik gleich und damit unfrei zu machen, sind gescheitert. Es gibt in allen Ländern, auch in unfreien, nach wie vor Frauen und Männer, Dumme und Gescheite, Erfolgreiche und Nieten, Ehrliche und Lügner, Glückliche und Depressive, Kinderschützer und – schänder. 

Irgendwann kamen Ideologen auf die Idee, die Umwelt als Instrument gesellschaftlicher Veränderungen zu missbrauchen. Da ging es mit der Lust am Sterben erst so richtig los. In den Siebzigerjahren wurde vor einer bevorstehenden Eiszeit gewarnt. In den Neunzigern brachte uns die zerstörte Ozonschicht um. Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts kam es zu ganzen Serien von Seuchen: Anthrax, West-Nil-Virus, SARS, MERS, Vogelgrippe und Schweinegrippe bedrohten uns abwechselnd oder gleichzeitig. „Das Ende ist nahe“ verkündeten Apokalyptiker mit morbider Begeisterung. Als das nichts half, wurde der Mayakalender bemüht. Alles vergeblich.

Das Gruseln ging weiter. Es kamen Ebola, das Zika-Virus und Corona. Diese Viren forderten Todesopfer – keine Frage –, aber der Weltuntergang kam und kam nicht. Zurzeit „verbruzzelt“ die Erde, und wieder wird die Apokalypse so feierlich begangen, dass sich Propheten zu Andachtsveranstaltungen an Straßen festkleben.

Wir stöbern nun etwas im Archiv und staunen. 

Ozonlöcher

„Bruno Kreisky ist ein Grüner. Letzten Montag pflanzte er gemeinsam mit General Motors-General Alexander Cunningham in Wien Aspern einen Baum … Rudolf Kirchschläger ist ein Grüner. Letzten Mittwoch erklärte er im Fernsehen, er wünsche sich für die Zukunft mehr Ethik. Menschliche Überlegungen müssten vor die bloß wirtschaftlichen treten.“ (Das Magazin profil ließ Österreichs Innpolitik im Mai 1980 ergrünen).

„Der Wald und mit ihm der gesamte Lebensraum ist in einem Ausmaß zerstört, wie es bis vor ganz kurzer Zeit nur ‚grüne Spinner‘ für möglich hielten“. (Im September 1981 sah das Nachrichtenmagazin profil das Ende aller Tage gekommen.)

„Wissenschaftler fürchten, dass sich das stille Sterben des deutschen Waldes als Beginn eines gigantischen Natur-Niedergangs erweisen wird. Auch die CDU/CSU erklärt den Kampf gegen den Säureregen nun zur wichtigsten Aufgabe der Menschheit. Doch die Betriebsamkeit der Union weckt Zweifel: Dient die Debatte über den Walduntergang in Wahrheit der Forcierung der Kernenergie?“ (Der SPIEGEL zeigte in Ausgabe 7/1983 unter dem Titel „Wir stehen vor einem ökologischen Hiroschima“ Angst, die Politik könne die damaligen Kohle-Dreckschleudern der Industrie durch abgasarme Kernenergie ersetzen).

„Noch dreht sich in der westlichen Welt alles um das Waldsterben, da taucht in der sich zuspitzenden Umweltdebatte eine neue Bedrohung auf, die sich in dem Satz zusammenfassen lässt: Nach den Wäldern sterben die Böden.“ (Die Presse versuchte am 16. Februar 1985 alle anderen Medien bei der Lust am Sterben zu überholen.)

Frage an Dennis Meadows, den Autor von „Grenzen des Wachstums“: „Wie viel Zeit bleibt denn Ihrer Meinung noch, das Steuer herumzureißen?“ Meadows: „Jetzt ist es bereits zu spät. Die Umweltbedingungen haben sich schon so verschlechtert, dass wir bald nicht einmal die gegenwärtige Weltbevölkerung ernähren … können.“ (Der SPIEGEL sah in Ausgabe 29/1989 den Weltuntergang als unmittelbar bevorstehende Tatsache.)

„Bisher galt die Schutzschicht über der Nordhalbkugel als immun gegen Ozonlöcher. Jetzt zeigt sie sich viel unberechenbarer als das antarktische Gegenstück. Über München schrumpfte die Ozonschicht Ende Jänner plötzlich um 20 Prozent. Ein einmaliges Ereignis in einer 20 Jahre langen Messreihe.“ (Der Standard sah am 24. Februar 1992 Löcher gleich serienweise entstehen.)

Verantwortungsvolle Politiker

Die hier angegebenen Zitate zum bevorstehenden oder bereits laufenden Weltenende sind unvollständig. Man könnte mit den schaurigen Beschreibungen unserer untergegangenen Welt ganze Bibliotheken füllen.

Es ist richtig, dass die ungefilterten Abgase aus Industrie und Verkehr große Umweltprobleme verursacht haben. Bis Ende der Siebzigerjahre wollten etablierte Parteien wenig von Investitionen in den Umweltschutz wissen, doch dann kamen die ersten Umweltschützer, die mit den heutigen Grünen wenig zu tun hatten. Die traditionellen Parteien wachten auf und machten den Weg frei für die Entgiftung von Abgasen und Abwässern. Viele Umweltprobleme haben Technik und Wissenschaft in den Griff bekommen. In den Achtzigerjahren war beispielsweise die Wasserqualität des Bodensees wegen Überdüngung so schlecht, dass in der Bregenzer Bucht Badeverbot herrschte. Kaum jemand kann sich noch daran erinnern, die jüngeren Generationen schon gar nicht. Damals wurden rund um den See Kläranlagen gebaut. Heute wird in Sipplingen am Westende des Bodensees aus 60 Meter Tiefe Trinkwasser entnommen. Technik und politischer Wille haben das möglich gemacht.

Die noch ungelösten Umweltprobleme werden wir mit Hilfe moderner Technologien und mutiger Politik lösen müssen. Voraussetzung für eine Zukunft der Menschheit wären verantwortungsvolle Politiker und ausgebildete junge Leute mit technischen und naturwissenschaftlichen Kenntnissen. Der Traum der Grünen, die Umwelt durch eine Gesellschaftsveränderung (was immer das auch sei) zu retten, funktioniert nur im Traum.