Das, was wir Fortschritt nennen, ist nicht in den Köpfen von Philosophen und Ideologen entstanden, sondern in den Köpfen von Wissenschaftlern und Technikern. So gut wie alle maßgeblichen Erfindungen und Entdeckungen stammen aus Europa. Egal, ob es sich um alle Verbrennungs- und Elektromotoren handelt, alle Erfindungen zur modernen Kommunikationstechnik, und alle wesentlichen Entwicklungen auf dem Gebiet von Chemie und Physik, wie etwa Quantenphysik und Relativitätstheorie. Auch der Erfinder des Sputniks und der ersten Interkontinentalraketen, Sergej Koroljow, war Ukrainer, also Europäer.

Fast alle bedeutenden Erfindungen sind "made in Europe"

Bedeutende nicht-europäische Leistungen, wie etwa das Porzellan, das Schießpulver und die arabischen (in Wahrheit indischen) Ziffern kann man an den Fingern von zwei Händen abzählen. Auch vermeintlich amerikanische Erfindungen stammen aus Europa. Die erste Großrakete, die bis in das Weltall vorstieß, baute der Deutsche Wernher von Braun, den ersten voll programmierbaren Computer entwarfen unabhängig voneinander der Englän-der Alan Turing und der Deutsche Konrad Zuse. Die erste Atombombe bauten die Amerikaner, das Bauprinzip stammt aber vom Ungarn Leo Szilard und vom Deutschen Werner Heisenberg. Die Gentechnik schließlich entstand an der Universität Basel durch den Schweizer Biologen Werner Arber.

Bei diesen Erfolgen erstaunt es umso mehr, dass es immer noch Leute gibt, die überkommene Ideen nachbeten. Der Grieche Platon forderte, dass die “Besten” regieren sollen. Diese “Besten” besitzen die Kompetenz und Lizenz, die Gesellschaft gegen ihren Willen zum Guten zu zwingen. Platon lieferte damit die Handlungsschablone für alle Diktatoren. Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel war der Urahn aller Schwadroneure. Sein Einfluss reicht bis in unsere Zeit. Hegel erhob in maßloser Selbstüberschätzung den An-spruch, die gesamte Wirklichkeit der Welt endgültig und vollkommen gedeutet und enträtselt zu haben. Der von Hegel erfundene “Idealismus” ist jedoch nichts als ein Luftschloss. Von Wissenschaft hatte Hegel keine Ahnung. Karl Marx schließlich entwickelte seine Ideen zu einer Zeit, als die ersten Dampflokomotiven durch Europa fuhren. Seine Gedanken auf unsere heutige vielschichtige Welt zu übertragen, schlugen fehl und führten in eine Folge von Desastern.

Von Renaissance und Rückstand

Manche fragen sich, was es mit dem immer wieder erwähnten christlich-jüdischen Einfluss auf Europa auf sich hat. Der christliche Startschuss für eine Öffnung des Denkens erfolgte durch den Theologen Thomas von Aquin im Hochmittelalter. Dieser erkannte, dass die Welt durch die Bibel alleine nicht erklärbar ist. Er unterschied in seiner Theologie zwischen einem jenseitigen Wissen (Bibel) und einem diesseitigen, das in den Büchern griechischer Philosophen, allen voran Aristoteles, zu finden ist. Freigeister griffen die Ideen des Thomas von Aquin dankend auf, was direkt in die Renaissance mündete. Gleichzeitig wurde die Renaissance im Islam von rückschrittlichen Theologen abgewürgt. Dieser Rückstand hält bis heute an.

Der jüdische Einfluss ist am besten an Zahlen ablesbar. Obwohl die Juden nur zwei Promille der Weltbevölkerung ausmachen, sind 20 Prozent aller Nobelpreisträger Juden. Bei den Moslems ist es umgekehrt. Sie machen ungefähr 20 Prozent der Weltbevölkerung aus. Lässt man Friedens- und Literaturnobelpreisträger beiseite, so bleiben drei übrig: Ahmed Zewail (Chemie), Aziz Sancar (Chemie) und Mohammad Abdus Salam (Physik), wobei die beiden erstgenannten ihre Nobelpreise in den USA erarbeiteten. Das ergibt für alle Muslime einen Anteil von fünf Promille aller Nobelpreise.

Die Geschichte wiederholt sich – und lässt keinen Platz für Romantik

Im heutigen Kampf gegen die modernen Wissenschaften wiederholt sich die Geschichte. Nach dem Zeitalter der Aufklärung (Newton, Voltaire, Goethe und andere) folgte als Protestbewegung die Romantik. Die Romantik durchzog sämtliche Bereiche der Kultur, wobei es den Romantikern – wie in allen Philosophien – um die Suche nach einer besseren Welt ging. Diese konnte nach Meinung der Romantiker die Aufklärung nicht bieten. Die Romantik umfasst mehrere geistige Strömungen in der Zeit zwischen Ende des 18. und Mitte des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um keine einheitliche Richtung, eher um eine geistige Grundhaltung, die sich als Oppositionsbewegung gegen den vermeintlich kalten Rationalismus der Aufklärung sah.

In den Wissenschaften spielte die Romantik nie eine Rolle. Die heutigen Naturwissenschaftler sind die Urenkel der Aufklärer, und die Leute von Greenpeace und Global 2000 sind die Rechtsnachfolger der Romantiker. Es ist keine Frage, dass es in den Naturwissenschaften auch negative Entwicklungen gab und gibt, aber eine Rückkehr zu den Bauernhöfen der Romantik kann und wird es nicht geben. Dafür ist unsere Welt viel zu komplex geworden. Die Probleme, die wir uns durch den Fortschritt eingehandelt haben, können wir niemals durch Rückschritt lösen. Wenn Europa diesen Weg beschreiten sollte, dann werden die Asiaten und die heute führende Wissenschaftsnation, die USA, eben ohne uns Europäer weitermachen.