Der legendäre Industriepionier Henry Ford sagte einmal: „Ich beschäftige nie einen Experten. Falls ich jemals die Konkurrenz mit unfairen Mitteln zu Fall bringen wollte, würde ich sie mit Experten ausstatten. Wir haben es leider für nötig befunden, Mitarbeiter loszuwerden, sobald sie sich für Experten halten, denn niemand, der seine Arbeit wirklich kennt, würde sich jemals für einen Experten halten.“

Leider sind die Worte von Henry Ford in Vergessenheit geraten. Andernfalls würden wir nicht tagtäglich von den Stellungnahmen der „Experten“ belästigt werden. Es geht hier nicht darum, Menschen die freie Meinungsäußerung zu verbieten, aber die Flut an „Experten“meinungen hat längst ein Ausmaß erreicht, das eine Trennung von Spreu und Weizen schwierig macht.

Das „Experten“-Unwesen ist keine Modeerscheinung unserer Tage. Atlantikpilot Charles Lindbergh irrte sich, als er verkündete: „Ich würde es viel lieber sehen, wenn sich Goddard mit echter wissenschaftlicher Entwicklung beschäftigte.“ Robert Goddard hatte die erste funktionstüchtige Rakete mit Flüssigtreibstoff gebaut. Besonders häufig irrten sich Militär“experten“. Admiral William Leahy, ein bekannter Sprengstoffexperte des US-Militärs, sagte wenige Tage vor der Explosion der ersten Atombombe zu Präsident Truman: „Das ist der größte Unsinn, den wir jemals unternommen haben. Die Bombe wird niemals explodieren.“ Konteradmiral Clark Woodward meinte 1939, also nur 2 Jahre vor Pearl Harbor: „Was das Versenken eines Schiffes durch Bomben betrifft, es ist völlig ausgeschlossen.“ Im Dezember 1941 versenkten die Japaner mit ihren Zerosen-Bombern mehrere US-Kriegsschiffe, und bei der Schlacht von Midway im Juni 1942 versenkten die Amerikaner mit ihren Sturzkampfbombern in kurzer Zeit vier japanische Flugzeugträger, was der japanischen Marine das Rückgrat brach. Die Geschichte aller Irrtümer von „Experten“ würde ganze Bibliotheken füllen.

Beispiele für leeres Gerede boten die vielen Bildungs“experten“

Der römische Politiker, Schriftsteller und Philosoph Marcus Tullius Cicero meinte einmal, dass es kein Nachteil sei, wenn man von dem, was man gerade sagt, auch etwas versteht. Das gilt besonders für Naturwissenschaften und Statistik. Wer darauf besteht, sich zu naturwissenschaftlichen Themen zu äußern, und niemand wird dazu gezwungen, sollte gut informiert sein und willkürliches Geschwätz vermeiden.

Beispiele für leeres Gerede boten die vielen Bildungs“experten“, die zum Glück großteils wieder verschwunden sind. Als im Jahr 2000 die erste PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) veröffentlicht wurde, war das Ergebnis für Österreich so erfreulich, dass das niemanden interessierte. Drei Jahre später erbrachte PISA für Österreich schlechte Ergebnisse, worauf sich plötzlich hunderte „Experten“ aufgeregt zu Wort meldeten. Dass kein Bildungssystem der Welt innerhalb von drei Jahren abstürzen kann, dürfte jedem durchschnittlich intelligenten Menschen klar sein, viele „Experten“ sahen das jedoch anders. Eine simple Anfrage im PISA-Organisationszentrum in Frankreich erbrachte eine überraschende Erkenntnis. Die PISA Bildungsstudien werden nach Stadtgrößen aufgeschlüsselt: Millionenstädte, Städte über 100.000 Einwohner und Orte mit weniger als 100.000 Einwohnern. Rechnet man für Österreich eine bekannte Millionenstadt heraus, kommt ein für den Wiener Stadtschulrat interessantes, aber eher wenig erfrischendes Ergebnis heraus. Österreich hätte ohne Wien jedes Mal ein internationales Spitzenergebnis geliefert. Was die „Experten“ dazu sagen, ist insofern wenig interessant, als sie diese Details nicht zu wissen scheinen oder nicht wissen wollen.

Auch im IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), dem globalen Zentralkomitee der Klimaforschenden, gibt es „Experten“. Im Jahr 2010 veröffentlichte das IPCC einen Bericht, wonach die Gletscher im Himalaja bis zum Jahr 2035 zu 90 Prozent verschwunden sein werden. Die Überprüfung dieser Behauptung ist einfach. Die Null-Grad-Grenze müsste demnach auf über 8.000 Meter ansteigen. Zurzeit liegt die Schneefallgrenze in der Region relativ hoch bei ungefähr 4.500 Metern. Alle 1.000 Meter sinkt die Temperatur um 6,5 Grad Celsius. Damit die Schneefallgrenze um 1.000 Meter ansteigt, müsste die Temperatur um 6,5 Grad zunehmen. Für einen Anstieg der Schneefallgrenze auf über 8.000 Meter müsste die Temperatur im Himalaja also bis zum Jahr 2035 um mehr als 20 Grad ansteigen, und das behaupten nicht einmal die allerradikalsten Apokalyptiker.

Was täten wir ohne unsere „Experten“?

Nachdem die Leute beim IPCC auf den Fehler aufmerksam gemacht worden waren, verschwand die Studie klammheimlich. Welchen Schluss können wir daraus ziehen? Jedem von uns sind schon Fehler unterlaufen. Fehlerfrei sind nur Menschen, die nicht denken, nichts sagen und nicht arbeiten. Bedenklich ist allerdings, dass keinem der IPCC-Leute und keinem der Lektoren und Korrekturleser der Fehler aufgefallen ist.

Was täten wir ohne unsere „Experten“? Ohne diese Paradiesvögel des Wissens würden wir Dummies glatt ins Verderben rennen.