Es ist unbekannt, wie viele Geschlechter es im LGBTQI-Universum gibt. LGBTQI ist die (deutsche) Abkürzung für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle und intersexuelle Menschen. Manchmal wird an die Buchstabenfolge noch ein + oder ein Stern angehängt. Damit sind alle Menschen gemeint, die in der Abkürzung nicht genannt werden. In Deutschland nennt das Regenbogenportal des Familienministeriums die Abkürzungen LSBT, LSBTI, LSBTIQ oder LSBTI*. Das sind bei weitem nicht die einzigen Abkürzungen. Die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichte 2017 ein LSBTIQ-Lexikon, weil die Welt unter dem Nabel inzwischen völlig chaotisch geworden ist.

Wir räumen das Chaos nun etwas auf und beginnen mit der Biologie, die in den Augen der Genderisten eine banale Kategorie ist.

Menschen haben in der Regel in allen Zellkernen 46 Chromosomen, die nur bei Zellteilungen und nach speziellen Anfärbungen sichtbar werden. Männer haben die Geschlechtschromosomen XY, Frauen XX. Das Y-Chromosom ist ein genetisch dominantes Chromosom. Ist es vorhanden, entsteht aus einer befruchteten Eizelle ausnahmslos immer ein Mann. Fehlt es, entsteht immer eine Frau. Zuweilen kann es zu Abweichungen kommen. Die Kombination XXY nennt man „Klinefelter“, das sind Männer mit weiblichen Körperformen. Es gibt auch die Kombination X0 (nur ein X-Chromosom). Diese weiblichen Personen sind kleinwüchsig, das Syndrom wird „Turner“ genannt. Eine „mittlere Position“ zwischen Männern und Frauen ist in der Genetik unbekannt.

Hermaphroditen

Biologen kennen echte Zwitter, aber auch hier gibt es kein geschlechtsloses „es“ dazwischen. Man unterscheidet zwischen Hermaphroditen und Gynandromorphismen (verständliche deutsche Ausdrücke gibt es nicht). Bei den Hermaphroditen werden funktionierende männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane entwickelt, wie etwa bei den einhäusigen Blütenpflanzen. Im Tierreich sind Lungenschnecken und Regenwürmer bekannte Beispiele. Beim Gynandromorphismus handelt es sich um genetische „Mosaike“. Das sind seltene nur für Grundlagenforscher interessante Sonderfälle.

Die Behauptung, es gebe beim Menschen drei oder mehr Geschlechter, ist aus der Sicht der Biologie falsch. Gelegentlich machen sich Radikalfeministinnen über das angeblich degenerierte Y-Chromosom lustig, das scheinbar alleine vor sich hinvegetiert und nur noch als Symbol schwindender Männlichkeit taugt. Das ist Aberglaube. Das Y-Chromosom hat mehrere „homologe“ Stellen zum X-Chromosom, an denen Crossover-Genaustausch mit X-Chromosomen stattfinden kann. (Dies nur als Information für Nicht-Genderisten).

Bisexuell

Schwule und Lesben fallen nicht unter die Viel-Geschlechter-Ideologie, denn es handelt sich ja eindeutig um Männer und Frauen, auch wenn sie sich nicht zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen. Rockstar David Bowie (1946 – 2016) hat sich selbst als „bi“ bezeichnet. Auch bisexuelle Menschen sind entweder Männer oder Frauen.

Trans bedeutet, dass sich ein Mensch nicht mit seinem biologischen Geschlecht identifiziert. Es kann vorkommen, dass jemand als Mädchen geboren wurde, sich später jedoch als Mann fühlt. Inter bedeutet, dass ein Mensch sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurde. Solche Fälle sind extrem selten.

Echte Probleme gibt es, wenn während der Pubertät Stimmungsschwankungen und Verwirrungen auftauchen, die meistens wieder verschwinden. Wünsche nach hormonellen und chirurgischen Umwandlungen sollten deshalb vor dem zwanzigsten Lebensjahr gesetzlich untersagt werden, denn der tragische Fall der kanadischen Reimer-Zwillinge in den letzten Sechziger- und Siebzigerjahren war kein Einzelfall. Einem der Reimer Buben war bei der Behandlung einer Vorhaut-Verengung der Penis so schwer verletzt worden, dass ein Scharlatan namens John Money, der von Wissenschaft keine Ahnung hatte, den Eltern riet, Bruce Reimer chirurgisch zu Brenda Reimer zu machen. Das Geschlecht sei ohnehin nur etwas gesellschaftlich Konstruiertes. Als die beiden Buben später die Wahrheit erfuhren, nahmen sie sich das Leben.

Humandifferenzierung

Einige Soziologen haben inzwischen bemerkt, dass schwule Männer, so genannte Cis-Männer, trans-Frauen, Queer-Männer usw. dummerweise immer noch Männer und Frauen sind. Auch die chirurgische Veränderung der Geschlechter wird verdrossen kommentiert, weil es dann immer noch (nicht genetisch, sondern chirurgisch) Männern und Frauen gibt. Es gelte aber, alle Unterschiede radikal zu überwinden.

Ein Soziologe des „Sonderforschungsbereich Humandifferenzierung“ der Universität Mainz hat kürzlich in einem Aufsatz in der „Frankfurter Allgemeine“ vorgeschlagen, die Kategorien Männer und Frauen abzuschaffen. Wie bei Soziologen üblich, benötigt der Autor drei Absätze und Unmengen an Nebelwörtern, um etwas mitzuteilen, was man in einem Satz sagen kann. Lesebeispiel: „Alle Milieus, die hier einen Verlust erleben, können sich aber auch dadurch der Geschlechterdifferenz vergewissern, dass sie sich von jenen queeren Minderheiten distinguieren, die die Sinnfrage weder abtun noch verdrängen, sondern explizit zu ihrer persönlichen Sache machen, nämlich in höherer Auflösung als Frage ihrer Identität bearbeiten.“

Wer es schafft, den gesamten Schwurbeltext vom Soziologischen ins Deutsche zu übersetzen, kann das Kernstück in einem Satz formulieren: Das Geschlecht ist bedeutungslos, sofern es überhaupt existiert. Eine Gesellschaft, die es sich leisten kann, dieses leere Stroh als „Wissenschaft“ durchgehen zu lassen, ist ein Opfer wohlstandsbedingter Langweile.

Rudolf Öller ist promovierter Genetiker der Universität Tübingen und seit Jahrzehnten sowohl als Kolumnenschreiber als auch als Buchautor publizistisch tätig. Öller ist gebürtiger Oberösterreicher, hat in AHS und BHS Naturwissenschaften und Informatik unterrichtet und war ehrenamtlicher Rettungssanitäter, Blaulichtfahrer und Lehrbeauftragter beim Roten Kreuz. Er lebt heute in Vorarlberg.