eXXpress-Kolumnist Rudolf Öller

Das Geburtsdatum des Jesus von Nazareth ist unbekannt. Der Mönch Dionysius Exiguus und der angelsächsische Mönch Beda Venerabilis waren die ersten, die die Jahre „ab incarnatione Domini“ (nach der Menschwerdung des Herrn) zu berechnen versuchten. Es ist ihnen ein Fehler unterlaufen, denn die in der Bibel erwähnte Volkszählung des Kaisers Augustus gab es tatsächlich, allerdings sieben Jahre vor der Zeitenwende.

Der 25. Dezember

Es war schon im Urchristentum üblich, das „Christgeburtsfest“ in der Nähe der Wintersonnenwende zu feiern. Auf dem Konzil von Konstantinopel (381) wurde der 25. Dezember zum Glaubenssatz erhoben. Im siebten und achten Jahrhundert setzte sich der Brauch auch in Europa durch. 813 wurde auf der Mainzer Synode dieser Tag offiziell zum Fest der Geburt Christi erklärt. Der 25. Dezember war auch in anderen Religionen von Bedeutung. In Rom wurden am 25. Dezember nicht nur das Fest des Sonnengottes Sol invictus, sondern auch die „Saturnalien“ (Vorläufer unseres Faschings) gefeiert. Auch das ägyptische und das asiatische Sonnwendfest wurden prunkvoll begangen. Es erschien daher plausibel, das Weihnachtsfest auf diesen Tag zu legen.

Magische Drudenfüße

Saurier, Ammoniten und Mammuts sind ausgestorben. Im Laufe der Jahrmillionen hinterließen ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten ihre Spuren in Form von Fossilien. Da die merkwürdigen Fundstücke lange Zeit ein Rätsel waren, fanden ihre Deutungen Eingang in die Welt der Sagen und Märchen. In der Adventszeit ist oft von „Rauhnächten“ die Rede. Mit rauh sind Begriffe wie haarig oder pelzig gemeint. Rauh ist auch eine alte Bezeichnung für Rauch. Die erste Deutung steht in Zusammenhang mit den dämonischen Gestalten, die der germanischen Sagenwelt nach in den Rauhnächten gesehen wurden. Die zweite Deutung entstammt dem uralten Brauch, diese Dämonen auszuräuchern.

Seit dem Mittelalter räuchert man mit geweihtem Rauch, vor allem in den weihnachtlichen Nächten. In den Rauhnächten ist nach alter Erzählung die „Wilde Jagd“ unterwegs, ihre Geister besitzen allerlei Tierfüße. Als Indiz für diesen Glauben diente die „Kuhtrittmuschel“. Diese Muschel aus dem späten Erdaltertum, die u. a. auf dem Dachstein-Plateau gefunden wird, hat einen herzförmigen Querschnitt und erinnert an die Trittspuren von Rindern. Als eine weitere Form des Fußabdruckes von Alben, Druden und anderen Geistern galt der fünfzackige Drudenfuß. Die fünfteilige Symmetrie des Drudenfußes hat mit Magie nichts zu tun. Es handelt sich nur um versteinerte Stachelhäuter (Seesterne, Seeigel). Diese Tiere erschienen geheimnisvoll, daher hat man fossile Seeigel schon in der Bronzezeit als magische Grabbeigaben verwendet.

Weise Babylonier

Die „Weisen“ des Evangeliums (von Königen ist nirgendwo die Rede) waren höchstwahrscheinlich Zarathustra-Priester, die aus Babylon kamen, das östlich von Israel und Judäa lag. Diese Priester hatten den Status von Fürsten. Die Babylonier konnten schreiben, betrieben Landwirtschaft, entwickelten Mathematik und Geometrie und kannten sich in der Astronomie aus. Als ihre Priester eine seltene Planetenkonstellation von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische beobachteten, vermuteten sie die Geburt eines Königs im Westen, denn das Fische-Sternbild wurde von den Babyloniern Israel zugeordnet. In der Folge organisierten sie eine diplomatische Mission, deren unerwartetes Ende der Evangelist Matthäus beschrieben hat.

Die Babylonier waren den Griechen des Altertums ähnlich: weltoffen, wissbegierig und aufsässig. Die heutigen Iraner sind die Nachkommen der Babylonier. Leider stehen sie unter der Knute einer strengen religiösen Führung. Es wird ihnen von oben befohlen, Israel zu hassen. So wie vor zweitausend Jahren die Weisen in Frieden nach Israel kamen, könnte eines Tages ein von religiösen Führern befreiter Iran eine Friedensinitiative starten. Auch die gewalttätigen kommunistischen Diktaturen wurden für unzerstörbar gehalten, bevor sie kollabierten.

Familie

„Ein Fest der Familie“ ist die häufigste Antwort, die man auf die Frage nach der Bedeutung von Weihnachten erhält. Auch Atheisten und Agnostiker wollen am Heiligen Abend nicht alleine sein. Schon die Anwesenheit einer zweiten Person kann das Gefühl der Einsamkeit beseitigen. Die Familie, diese von Sozialklempnern abseits der politischen Mitte oft diffamierte Form des Zusammenlebens, ist in Wahrheit das stabilste Fundament aller Gesellschaften. Familie bedeutet nicht automatisch eine heile Welt, aber sie kann eine heile Welt jenseits übergriffiger Politik ermöglichen.

Es ist erstaunlich, dass es die traditionelle Familie immer noch gibt, wenn man die mannigfaltigen Störfaktoren beobachtet, unter denen viele Familien leiden. Mehr noch: Die traditionelle Familie gewinnt in der Jugend wieder zunehmend an Bedeutung. Die Sehnsucht nach Geborgenheit und Vertrauen nimmt zu. Exxpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier ist nicht der Einzige, der sich kürzlich zu diesem erfreulichen Phänomen äußerte. Die Familie ist der alte und neue „Save-room“, die Sehnsucht des modernen und doch traditionell denkenden Menschen.