Physiker und Meteorologen haben lange gerätselt, warum sich in der Vergangenheit das Klima immer wieder geändert hat, manchmal innerhalb weniger Jahre. Endmoränen in den Alpen zeigen beispielsweise, dass es im Mittelalter und während der Zeit der Herrschaft der Römer wärmer war als heute. Ursachen von Klimaveränderungen mit Naturkatastrophen im Schlepptau waren in erster Linie die unterschiedlichen Aktivitäten der Sonne und der Vulkane. Außerdem wechselt die Erdbahn regelmäßig von Kreis auf Ellipse und wieder zurück.

Bohrkerne, die in den Eiswüsten der Erde und in Gewässern und Sümpfen gewonnen wurden, geben Auskünfte über das Klima bis weit zurück in prähistorische Zeiten. Die Neandertaler litten vor zigtausenden Jahren weniger an der Kälte als an den schnellen Klimasprüngen. Aus Bohrkernen wissen wir, dass das Klima in Europa damals mehrmals umschlug. Die Umschwünge liefen oft innerhalb eines Jahrzehnts ab. Der allmählich aus dem Süden eindringende homo sapiens war den Neandertalern zwar körperlich unterlegen, kam aber mit den Launen des Klimas anscheinend besser zurecht.

Die klimabedingte "Auswanderung aus dem Paradies"

Das Ende der letzten Eiszeit begann, als die Erde durch eine kleine Bahnänderung der Sonne näher kam. Nachdem die Eispanzer geschmolzen waren, folgte eine Warmzeit. Im Zweistromland im heutigen Irak begannen die Menschen mit dem Ackerbau und züchteten die ersten Getreidearten. Es gab Nahrung und Wasser im Überfluss. Es war die Zeit, in der die ersten Paradieserzählungen entstanden, die in vielen Mythen und religiösen Schriften zu finden sind. Um 6.000 v. Chr. strömte in Nordamerika der Rest der Eiszeit, eine unvorstellbar gigantische Eismasse, in den Atlantik. Der Golfstrom versiegte, worauf das Klima von Europa bis in das Zweistromland von Euphrat und Tigris trockener wurde. Der Ackerbau geriet in eine Krise, die lange Zeit gesicherte Nahrungsversorgung brach zusammen. Die Bevölkerung wanderte in alle Richtungen aus, es war eine klimabedingte Vertreibung aus dem Paradies.

Wegen des schmelzenden Eises kam es damals zu einem Ansteigen des Meeresspiegels. England, Japan und andere Gegenden, die zuvor mit dem Festland verbunden waren, wurden zu Inseln. Aus dieser Zeit stammen Mythen über Flutkatastrophen. Eine davon wird in der Bibel erwähnt und mit einer aufregenden Erzählung über ein Schiff mit Menschen und Tieren ergänzt.

Die Trockenphase nach der Eiszeit führte zur Entstehung der großen Wüsten

Die beginnende Trockenphase nach der Eiszeit breitete sich über die ganze Erde aus, es entstanden Wüsten wie die Sahara, die Namib, die Atacama und andere. Dort wo große Flüsse Fruchtbarkeit versprachen, ließen sich die Menschen nieder. Es entstanden welt-weit die ersten Hochkulturen am Nil (Ägypten), im fernen Osten (China), in Mittelamerika (Azteken) und in Südamerika (Mayas, später die Inkas).

Aufgrund der Auswertung von Stalaktiten europäischer Tropfsteinhöhlen wissen wir, dass es um 1.200 v.Chr. zu einer empfindlichen Abkühlung und einer Verschärfung der Trockenheit kam. Kälte und Dürre nennen die Meteorologen „the recipe for desaster“.

Rund um das Mittelmeer kam es zu Hungersnöten, und abermals setzten sich die Menschen in Bewegung und wanderten dorthin, wo es genug zu essen gab. In dieser Zeit ent-stand die biblische Erzählung von Josef, der durch seine Klugheit und Weitsicht in Ägypten Karriere machte. Der Migrationsdruck wurde in Ägypten schließlich so groß, dass das reiche Land kollabierte. Aus dieser Zeit stammen die Erzählungen über Moses und die Israeliten, die auswanderten, um im heutigen Israel eine neue Heimat zu finden.

Machtzentren der Antike entstanden an den Flüssen

Im vierten Jahrhundert v. Chr. änderte sich das Klima erneut. Es wurde wärmer und feuchter. Am Tiber entstand eine Stadt, die zu einem lokalen Machtzentrum heranwuchs. Drei-hundert Jahre später wurde daraus die erste Supermacht der Geschichte – Rom. Die römische Warmzeit machte die Alpenpässe frei, Roms Legionen konnten dadurch weit nach Westen und Norden vordringen. Reichtum weckt Begehrlichkeiten. Da wegen des günstigen Klimas auch Nordafrika aufblühte, entstand dort mit Karthago eine weitere Großmacht, was zwangsläufig zu einer Reihe von Kriegen führte.

Wir leben in einer Zwischenwarmzeit - Dauer unbekannt

Das römische Reich zerbrach so wie zuvor das ägyptische, als Völker von außen eindrangen. Danach kam es in Europa zu einer Kältephase, die durch einen Vulkan noch verschärft wurde. Im sechsten Jahrhundert brach in El Salvador der Vulkan Ilopango aus. Seine Asche wurde weltweit, sogar im arktischen und antarktischen Eis, gefunden. Die Abkühlung während der Völkerwanderungszeit war nicht nur dem Vulkanausbruch, sondern auch wechselnden Sonnenaktivitäten geschuldet. Gegen Ende des sehr warmen Mittelalters kam es zu weiteren Vulkanausbrüchen, Europa begann einzufrieren. Damals kam es zu großen Unwetterkatastrophen. Das „Magdalenenhochwasser“ von 1342, um nur ein Beispiel zu nennen, war so gewaltig und großflächig, dass es zwei Generationen dauerte, bis die Schäden beseitigt waren. Die „kleine Eiszeit“ war jene Epoche, in der die Märchen mit den tief verschneiten Wäldern entstanden. Zurzeit leben wir in einer Zwischenwarmzeit, deren Dauer wir noch nicht kennen.