Wissenschaftler können sich irren, aber am Ende wartet immer die Natur als Schiedsrichter. Das wussten sogar schon die alten Römer: „Naturam expelles furca, tamen usque recurrent“ (Auch wenn du die Natur mit der Gabel austreibst, wird sie dennoch zurückgelaufen kommen). Aus diesem Grund fallen Wissenschaftler vorübergehend auf die Nase, lernen aber daraus. Ideologen kippen laufend um, lernen aber nie.

Ein Esel

Die aktuelle Debatte um die Wissenschaften zeigt Parallelen zum Fall Galileo Galilei im 17. Jahrhundert. Damals galt es als wissenschaftlich gesichert, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums liegt. Der griechische Philosoph Aristoteles, der Mathematiker und Astronom Claudius Ptolemäus und viele andere hatten das behauptet. Es war Mainstream-Wissen. Es gab Widersprüche, beispielsweise von Nikolaus Kopernik, heute bekannt als Nikolaus Kopernikus. Er und viele seiner Anhänger, darunter der Vorarlberger Astronom Georg Joachim Iserin, genannt Rhaeticus, behaupteten bereits hundert Jahre vor Galilei, dass sich die Erde einmal im Jahr um die Sonne bewege. Kopernikus und seine Verehrer wurden damals totgeschwiegen. Martin Luther nannte Kopernikus sogar einen Esel.

Endmoränen

Heute haben wir eine vergleichbare Situation. Der Klimawandel sei ausschließlich eine Folge der Emission kohlenstoffhaltiger Gase, heißt es. Sehen wir genauer hin: Ein Blick auf die Gletscher zeigt, dass es eine Klimaerwärmung gibt, das steht außer Frage. Die vielen vergangenen Klimaerwärmungen und Eiszeiten werden heute in der öffentlichen Debatte ausgeblendet. Mehr noch, sie werden totgeschwiegen. In der Vergangenheit kam es zu natürlichen Klimaveränderungen, heute aber soll die Erwärmung ausschließlich menschengemacht sein. Es wird sogar behauptet, dass es noch nie so heiß war wie in diesen Jahren. Großer Irrtum! Die hoch liegenden Endmoränen früherer Gletscher zeigen, dass  es schon mehrmals wärmer war als heute.

Die Hunde des Herrn

Zurück zu Galilei. Die Kirche war damals weltoffener als viele glauben. Manche sympathisierten mit dem kopernikanischen Modell des Universums, andere widersprachen. Galilei lehrte damals in Padua, das zu Venedig gehörte. Die Inquisition wurde von den Dominikanern betrieben, aber ihre Macht war begrenzt. Man verspottete sie als „Domini canes“, die Hunde des Herrn. Wären die Inquisitoren in Padua aufgekreuzt, um Galilei zu verhaften, dann hätte man sie nach Rom zurückgejagt. Galilei war ein Freigeist, der sich allerhand erlauben konnte. Einmal schrieb er: „Die Mathematik dient dazu, die Schwachköpfe abzumessen, die Trottel zu wiegen und die einen wie die anderen zu nummerieren.“ Überdies hatte er drei uneheliche Kinder.

Galileo Galilei veröffentlichte 1630 sein berühmtestes Buch „der Dialog“ und wurde dafür von der Inquisition heftig angefeindet. Er fuhr mehrmals freiwillig nach Rom, um seine Theorien vor Papst Urban VIII zu verteidigen. Auf Druck der Inquisition wurde in Rom schließlich ein Prozess angestrengt, der 1633 zu Galileis Verurteilung führte. Da die Inquisition in Wahrheit nichts in der Hand hatte, war die Urteilsbegründung gespickt mit Wortklaubereien. Die Beschuldigung lautete, Galilei hätte die Ideen des Kopernikus nicht als These (Mutmaßung) behandelt, sondern als Theorie (beweisbare Behauptung). In Wahrheit ging es beim Prozess nur um eines: Der eigensinnige Galileo sollte mundtot gemacht werden. Cancel Culture im 17. Jahrhundert. Im Sommer 1633 wurde Galileo Galilei zu Hausarrest verurteilt. Er wurde unter die Aufsicht des Erzbischofs von Siena, Ascanio II. Piccolomini, gestellt. Dieser war ein Bewunderer Galileis. Er schaute weg, als sein „Häftling“ jahrelang heimlich Schriftstücke in alle Welt schmuggeln ließ.

Die heutige öffentliche Debatte um die Klimaerwärmung und die so genannte Energiewende enthält Elemente der damaligen Vorfälle. Da die Coronakrise vorbei ist, gibt es keinen Hausarrest (neudeutsch: Homeoffice) mehr, aber Cancel Culture funktioniert noch. Die Inquisitoren werden heute vom Orden der Journalisten gestellt, wobei dieser Vorwurf natürlich nicht auf alle zutrifft. Wer der These des ausschließlich menschengemachten Klimawandels skeptisch gegenüber steht, wer gar Probleme mit anderen komischen Themen hat, wie etwa LGBTQ+ etc., lebt riskant. Die „Hunde des Herrn“ lauern auch heute überall.

Tausende Tonnen Zement

Die Verfechter der These vom ausschließlich menschengemachten Klimawandel und von der vermeintlich wunderbaren Energiewende werden indes immer schriller, weil sich langsam herumspricht, welche Folgen die Energiewende haben würde. Der Hausberg der Bregenzer, der weithin sichtbare „Pfänder“, wäre ein technisch möglicher Standort für Windräder. Abgesehen davon, dass ein stefansturmhohes Windrad auf dem Pfänderrücken eine grenzkriminelle Landschaftsverschandelung wäre, wird allmählich klar, welche Folgen noch zu erwarten wären. Für Windmühlenkraftwerke sind breite und tragfähige Zufahrtstraßen erforderlich. Forstwege genügen bei weitem nicht, und ein einziges Windradfundament benötigt zweitausend bis viertausend Tonnen (!) Zement. Noch Fragen?

Auf der Homepage der österreichischen Grünen findet sich folgender Absatz zum Thema „Klimaglück“: „Und weil es für Glück positive Energie braucht, beginnen wir auch gleich damit: Wir bringen endlich den Windkraftausbau in Österreich voran. Denn Windräder liefern uns nicht nur saubere und günstige Energie, sondern drehen gleichzeitig Despoten und Kriegstreibern den Geldhahn zu.“ Schön wär’s, aber so einfach geht das nicht.

Galileis rechter Mittelfinger war ihm nach seinem Tod abgenommen worden. Die Knochen befinden sich heute im Museum der Wissenschaft in Florenz. Der Finger wird unter Glas ausgestellt und zeigt senkrecht nach oben. Der provozierende Anblick hat etwas Tröstendes. „Jeder Macht und allen Ideologien sind Grenzen gesetzt“ lautet die stille Botschaft.