Der israelische Nachrichtensender Channel 13 berichtete nun erstmals darüber: Freitagabend hat die israelische Luftwaffe mehrere Ziele in der Nähe der Stadt Masyaf im Nordwesten Syriens bombardiert. Dabei wurden mindestens fünf Menschen getötet und sieben verletzt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Syriens. Es waren Besatzungsmitglieder eines Pantsir-Luftabwehrsystems, die zuvor versucht hatten, die israelischen Raketen abzuschießen.

Raketen dürfen ohne Moskaus Zustimmung nicht abgefeuert werden

Dann geschah das bis vor kurzem noch Undenkbare: Die russischen S-300 Flugabwehr-Raketenkomplexe eröffneten das Feuer, und zwar als die israelischen Jets das Gebiet verließen, berichtet Channel 12.

Die S-300-Flugabwehrsysteme werden vom russischen Militär betrieben und dürfen ohne dessen Zustimmung nicht abgefeuert werden. Dem Bericht zufolge gelang es dem S-300-Radar aber nicht, die israelischen Jets zu erfassen, so dass sie keine ernsthafte Bedrohung für die Kampfjets darstellten.

Eine Warnung an Israel?

Das ist der erste Einsatz der S-300 gegen die israelischen Kampfjets über Syrien – und eine besorgniserregende Entwicklung für Israel. Das Land hat bereits hunderte von Luftangriffen auf Waffenlieferungen an die iranische Terrorgruppe Hisbollah-Terrorgruppe durchgeführt.

Wladimir Putin (r.) schüttelt Israels Premierminister Naftali Bennett bei einem Treffens in Sotschi am 22. Oktober 2021 die Hand.APA/AFP/Sputnik/Yevgeny BIYATOV

Dem Bericht von Channel 13 zufolge war nicht sofort klar, ob der Abschuss der S-300-Raketen ein einmaliges Ereignis war oder ob es sich um ein russisches Signal an Israel handelte, seine Politik zu ändern.

Israels Beziehungen zu Russland haben sich bereits verschlechtert

Das Gebiet von Masyaf gilt als Stützpunkt für iranische Streitkräfte und pro-iranische Milizen und wurde in den vergangenen Jahren mehrfach von Israel angegriffen. Satellitenbilder nach dem Angriff zeigte, dass eine unterirdische Anlage vollständig zerstört worden war.

Der Bericht kommt inmitten einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen Israel und Russland wegen der Invasion in der Ukraine. Israel hat versucht, auf einem schmalen Grat zwischen Moskau und Kiew zu wandeln, ist aber in letzter Zeit Russland gegenüber kritischer geworden, da Beweise für russische Gräueltaten und eine zunehmende antisemitische Rhetorik seitens der russischen Führung aufgetaucht sind.

Israels Verteidigungsminister: Werden uns nicht abschrecken lassen

Russland, ein enger Verbündeter des syrischen Präsidenten Bashar Assad, hat Streitkräfte in Syrien stationiert und operiert dort. Moskau stellt Syrien nicht nur seine Luftabwehr zur Verfügung, sondern unterhält auch hochmoderne S-400-Luftabwehrsysteme, um seine eigenen Einrichtungen in Syrien zu schützen. Es hat diese aber bisher nie gegen israelische Flugzeuge eingesetzt.

Ohne den Vorfall ausdrücklich zu erwähnen, sagte Verteidigungsminister Benny Gantz am Montag, Israel werde sich nicht abschrecken lassen und gelobte, den Iran daran zu hindern, “fortschrittliche Fähigkeiten” an andere Einheiten in Syrien zu übertragen.