Das Video wurde vom ukrainischen Präsidentenberater Mykhailo Podoliak geteilt und mit eindringlichen Worten kommentiert: “Das russische Militär erinnert zunehmend an IS-Kämpfer. Russland sollte als Terrorstaat anerkannt werden”, schrieb er auf Twitter.

Olga Nowikowa erfuhr von der Gefangennahme ihres Sohnes in Mariupol über eine Nachricht auf Facebook, als jemand nach ihrer Telegram-Telefonnummer fragte. Die Anrufer dort gaben sich als russische Soldaten zu erkennen und sagten, sie habe 15 Minuten Zeit, auf die Offerte einzugehen: “Wenn Sie ein Angebot machen, das uns interessiert, lassen wir Ihren Sohn am Leben; wenn nicht, werden wir ihn erschießen.” Auf den Einwand, dass sie als Flüchtling über kein Geld verfüge, wurde nicht eingegangen: “Wenn du es nicht schaffst, schicken wir dir ein Video von der Ermordung deines Sohnes.”

Zwar haben die ukrainischen Verhandlungsführer den Sohn, dessen Alter nicht genannt wurde, auf eine Liste zum Gefangenenaustausch gesetzt. Aber wie sich herausstellte, scheinen die Entführer nicht Teil der offiziellen Verhandlungen sein und auf eigene Faust, vermutlich ohne Zustimmung ihrer Kommandeure, zu handeln. Darum setzt die Regisseurin nun auf die Hilfe der Öffentlichkeit, um ihren Sohn retten zu können.

Die Frist läuft ab

Nowikowa hatte das belagerte Mariupol am 18. März gemeinsam mit anderen weiblichen Familienmitgliedern verlassen. Die russischen Entführer ließen sie nicht persönlich mit ihrem Sohn sprechen, sondern schickten ihr nur das Video, ein Foto seines Studentenausweises und seinen Reisepass. Er versicherte seiner Mutter in der Aufnahme, dass er nicht geschlagen worden sei – bis auf “das eine Mal”. Doch diesen Aussagen traut Nowikowa nicht. “Ich habe keine Ahnung, was wirklich passiert ist. Sie hätten ihm drohen können, ihm die Finger abzuschneiden oder irgendetwas anderes”, so die besorgte Mutter.