Fassungslos hält sich die 23-jährige Ukrainerin die Hand vor dem Mund, sie wartet auf den Schuttbergen, weit oben im zerschossenen Wohnblock der ukrainischen Millionenstadt Dnipro auf die Hilfe der Feuerwehrmänner, neben ihr liegt eine durch die Wände gerissene Badewanne: Vor wenigen Minuten ist laut ukrainischen Medien ein Kh-22-Marschflugkörper der russischen Armee in diesem Wohnblock detoniert. Die Eltern des Mädchens waren zum Zeitpunkt der Aufnahme noch unter den Trümmern.

Mindestens 25 Menschen sind bei diesem Cruise-Missile-Angriff getötet worden. 73 Menschen wurden verletzt, darunter mindestens 13 Kinder, wie die Behörden am Samstagabend mitteilten. 39 Menschen konnten bisher gerettet werden, 43  werden nach wie vor vermisst. Zuvor wurden neun Tote und 60 Verletzte gemeldet. Unter den Toten soll sich auch ein 15 Jahre altes Mädchen befinden.

Es gebe noch Überlebende in den Trümmern, sagte ein Sprecher der Einsatzkräfte. Zum Teil suchen Rettungsteams und Freiwillige mit bloßen Händen nach Verschütteten. “Manche schicken SMS”, sagte der stellvertretende Bürgermeister von Dnipro in einem Video in den sozialen Medien. Die Retter könnten noch Rufe aus den Trümmern hören.

Der Wahnsinn des Krieges: Inmitten der Schuttberge hockt das überlebende Mädchen.
Der zerbombte Wohnblock in Dnipro.

Armee-Kommando der Ukrainer in Dnipro

Der Raketeneinschlag in Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. In der gesamten Ukraine galt zeitweise Luftalarm. Es war der erste russische Großangriff dieser Art seit dem Jahreswechsel. Das ukrainische Militär teilte mit, dass von 38 russischen Raketen am Samstag 25 abgeschossen worden seien, berichtet n-tv.

Zuvor hatten die ukrainischen Luftstreitkräfte vor möglichen neuen Angriffen gewarnt. Demnach waren zahlreiche russische Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-95 tagsüber in der Luft. Im Schwarzen Meer hatten zudem russische Kriegsschiffe Stellung bezogen, von denen ebenfalls immer wieder Raketen abgefeuert werden.

In der Großstadt Dnipro ist das Operative Armeekommando Ost der ukrainischen Streitkräfte stationiert – es könnte sein, dass diesen Führungsstab der russische Angriff galt.

Auch Sonntagabend werden noch immer Menschen vermisst.
Die ukrainische Armee teilte das Bild der 23-jährigen Überlebenden auf Twitter.
Dnipro - in der Stadt ist das Armeekommando für den Osten der Ukraine stationiert.
Die Millionenstadt Dnipro vor dem Krieg.