Am vergangenen Dienstag stieß die ukrainische Armee in das russische Gebiet Kursk vor. Die Kämpfe im russischen Grenzgebiet dauern bereits den vierten Tag in Folge an – am Freitag wurde in der russischen Grenzregion der föderale Notstand ausgerufen, teilte das russische Katastrophenschutzministerium mit. Wladimir Putin übte am Mittwoch in einem Treffen mit Regierungsvertreter scharfe Kritik an Kiew und spricht von einer “weiteren groß angelegten Provokation” des “Kiewer Regimes”. Die Ukraine feuere “wahllos, mit Waffen verschiedener Art, auf zivile Gebäude, Wohnhäuser und Krankenwagen”.

Der russische Präsident Wladimir Putin.GETTYIMAGES/Contributor / Kontributor

Droht Österreich eine Gaskrise?

Ukrainische Truppen sollen laut Medienberichten zumindest Teile der Stadt Sudža und damit auch eine wichtige Messstation für die Gaspipeline unter ihre Gewalt gebracht haben. Der Russland-Experte Gerhard Mangott warnt vor einer großen Gefahr für die heimische Gasversorgung: “Die ukrainische Militäroperation in der russischen oblast’ Kursk birgt die Gefahr einer Unterbrechung des Gastransits von Russland nach Zentraleuropa – dann nämlich, wenn der letzte Einspeisepunkt für russisches Gas in Sudža durch die Kampfhandlungen beeinträchtigt oder gar zerstört werden könnte”, so Russland-Experte Gerhard Mangott via X (vormals Twitter).

Die Kämpfe in der russischen Grenzregion Kursk dauern an.GETTYIMAGES/Anadolu / Kontributor

Gefährdung der Energieversorgungs- und Standortsicherheit

Laut Energie-Infoportal des Energieministeriums kommen aktuell noch 90 Prozent der Gasimporte aus Russland. Eine plötzliche Unterbrechung der Gaslieferungen wäre ein Schock für Österreich. Dadurch droht womöglich ein weiterer Anstieg der ohnehin bereits hohen Energiepreise, wodurch es für Verbraucher und Industrie zu zusätzlichen Belastungen kommen würde. Erst vergangene Woche hatte sich die schwarz-grüne Regierung darauf geeinigt, bis 2027 aus russischen Gaslieferungen auszusteigen. Dafür gab es scharfe Kritik von der Opposition.

Noch liegen die Durchflussmengen im normalen Bereich. Laut dem russischen Energiekonzern Gazprom wurden gestern rund 37 Millionen Kubikmeter Erdgas durchgeleitet. Dies seien fünf Prozent weniger als am Vortag, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. Russland-Experte Mangott schreibt auf X: “Gazprom liefert heute 37,3 Millionen m3 Erdgas über das ukrainische Transitnetz nach Zentraleuropa. Das sind ca. 5 Millionen m3 weniger als im Durchschnitt. Unmöglich zu sagen, ob das mit dem Kämpfen um die Gasmeterstation in Sudzha in Kursk zusammenhängt”.