Nach Angaben der „Financial Times“ hat Russland im heurigen Jahr still und heimlich bis zu 109 Tanker gekauft, um angesichts der Sanktionen weiterhin Öl aus Russland zu transportieren. Analysten zufolge muss Moskau eine „schwindelerregende“ Anzahl von Schiffen benötigen, um die bisherigen Exportmengen aufrechtzuerhalten. Darum dürfte sich die Regierung gekümmert haben. Mit Hilfe der mehr als 100 Tankschiffe soll Russland weiterhin Indien, China und die Türkei beliefern.

29 Supertanker, die je zwei Millionen Barrel Öl transportieren können

Die gekauften Tanker waren in der Regel 12 bis 15 Jahre alt. Dabei sollen die Schiffe in diesem Jahr entweder direkt oder über Vermittler für Russland gekauft worden sein. Großteils handelte es sich um anonyme oder bisher unbekannte Käufer, mit denen die Makler noch nicht vertraut waren.

Putin mit Indiens Premierminister Narendra Modi (r.). Mit Indien unterhält Russland weiterhin geschäftliche Beziehungen.APA/AFP/Money SHARMA

Die mit Russland verbundenen Betreiber sollen heuer bis zu 29 Supertanker gekauft haben, von denen jeder mehr als zwei Millionen Barrel Öl transportieren kann. Weiters sollen nach Angaben von Maklern 31 Suezmax-Tanker, die jeweils etwa 1 Million Barrel transportieren können, und 49 Aframax-Tanker, die jeweils etwa 700.000 Barrel transportieren können, gekauft worden sein.

Sämtliche Transaktionen nicht identifizierter Käufer

Auch im Harvard Davis Center, einem Zentrum für russische und eurasische Studien an der Harvard Universität, wurde in den vergangenen Monaten eine Vielzahl von Transaktionen mit nicht identifizierten Käufern beobachtet. Craig Kennedy, ein Experte dort für russisches Öl, stellte fest, dass viele Schiffe wenige Wochen nach dem Verkauf „in Russland landen“.

Analysten: Russland kann den Verlust nicht vollständig kompensieren

Analysten und Maklern zufolge wird der Kauf von Schiffen für Russlands „Schattenflotte“ die Auswirkungen der westlichen Sanktionen abmildern, aber er die Ölexport-Probleme Moskaus nicht vollständig lösen.

Laut dem Makler Braemar wird der russische Ölmangel zwischen 700.000 und 1,5 Millionen Barrel pro Tag liegen. Rystad geht davon aus, dass Russland 60 bis 70 Tanker fehlen werden und dass die Exporte auf dem Seeweg um etwa 200 Tausend Barrel pro Tag zurückgehen werden. „Russland benötigt mehr als 240 Tanker, um die derzeitigen Exportströme aufrechtzuerhalten“, sagt Rystad-Analyst Viktor Kurilov.