Der Westen ist wegen dem Truppenaufmarsch besorgt, auch wenn es noch Unterschiede bei der Einschätzung der Absichten Moskaus gibt. Während die USA einen “neuen Überfall Russlands auf die Ukraine wie im Jahr 2014” befürchten, gehen Sicherheitskreise in Berlin und Kiew eher von Einschüchterungsversuchen Russlands aus, wie die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” (FAS) berichtet.

US-Außenminister Antony Blinken bekräftigte am Samstag Washingtons Befürchtungen. Sein Land verfolge die “ungewöhnlichen militärischen Aktivitäten Russlands an der Grenze zur Ukraine” mit “echter Sorge”, sagte er. Washington kenne die Absichten des russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht, sagte der US-Außenminister weiter. “Aber wir wissen, was in der Vergangenheit geschehen ist.” Schon früher habe sich Russland auf “eine Scheinprovokation der Ukraine oder eines anderen Landes” berufen und dies etwa als Vorwand für die Annexion der Halbinsel Krim benutzt.

Gefahr einer Invasion?

Laut FAS befürchtet Washington einen Überfall im Dezember, wenn in Osteuropa die Böden gefrieren und Panzer nicht mehr im Schlamm versinken. Berliner Sicherheitskreise werten indes die Aussagen aus Russland so, dass Moskau die bisher üblichen bilateralen Übungen der USA oder Großbritanniens mit der Ukraine sowie die Lieferung von US-Panzerabwehrwaffen nicht mehr dulden will. Eine akute Kriegsgefahr sehe Deutschland nicht.

Ähnlich sieht man es in der Ukraine selbst, berichtet “NTV”. Sie verweist auf eine Stellungnahme des ersten stellvertretenden Sekretärs des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Ruslan Demtschenko, wonach die “Gefahr einer Invasion der russischen Streitkräfte in die Ukraine” zwar “erhöht” sei, derzeit aber keine Aussage darüber möglich sei, “wie hoch der Grad der militärischen Vorbereitungen des Kremls ist”. Nach seiner Einschätzung bedient sich die Militärführung der Methode eines “hybriden Kriegs”, in dem der Gegner durch die “Drohung einer militärischen Invasion” manipuliert werde.