7515 Kinder lernen heuer nicht in Klassenzimmern, sondern werden zu Hause unterrichtet. Das sind dreimal so viele wie bisher. Nun mögen die Gründe der Eltern, der staatlich organisierten Lernerei ihr Vertrauen zu entziehen, unterschiedlich sein – aber in den meisten Fällen ist es neben der Angst um eine Corona-Infektion wohl die Unzufriedenheit mit dem Schulsystem. Und die ist sicher viel weiter verbreitet, als die paar Tausend Heim-Lerner glauben machen.

Freilich: Welche Eltern haben schon die Zeit und das vielfältige Wissen, vor allem aber das Handwerk, wie man dieses Wissen vermittelt, um die Lehrer-Rolle auch noch zu übernehmen. Wie schwer das ist, haben viele im Corona-bedingten Distance Learning trotz Fern-Unterstützung der Lehrer erlebt. Und so lässt man, unzufrieden grummelnd, den Nachwuchs im „normalen“, steuergeld-finanzierten Schulsystem. Wer über genügend Bares verfügt, zahlt halt noch die gesalzenen Schulgelder in Privatschulen drauf, um seinem Nachwuchs bessere Chancen zu eröffnen.

Das Unbehagen hat viele Gründe: Sie reicht von einer Kritik an dem immer noch repressiven System im Klassenzimmer über eine Überfrachtung der Pflichtschulen (im städtischen Bereich) mit Kindern ohne Deutschkenntnisse bis zu einer steigenden Indoktrinierung des Nachwuchses mit „Haltung“ durch die Lehrer. (Die frühere Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer pflegte zu scherzen: Geht’s Ihnen gut oder haben Sie ein Kind in der Schule – das ist nur leider kein Scherz mehr…)

Eltern hätten mit Lerngruppen Ausweg gefunden

Jetzt hätten Eltern aber einen Ausweg gefunden: Lerngruppen. Sie tun sich zusammen und lassen der kleinen Gruppe ihrer Sprösslinge Unterricht erteilen – entweder bringt jeder Elter den Kindern das bei, was er kann, oder man verpflichtet sogar einen Lehrer (es gibt ja auch genügend Pädagogen, die mit dem teuren öffentlichen Schulsystem nichts anfangen können).

Aber – und jetzt kommt das große Aber: Das darf man nicht in Österreich.

Da könnt ja jeder kommen. Und womöglich wird noch eine Privatschule draus – eine ohne den staatlichen Sanktus. Da sei die Behörde davor!

Dabei spricht nichts dagegen: Die Kinder müssen ohnehin Prüfungen ablegen, die nachweisen, dass sie die Lernziele der jeweiligen Schulstufe beherrschen. Lernmäßig kann also nichts schief gehen. Aber die Gruppe ist im Gegensatz zum Einzelunterricht verboten. Und Verbot ist Verbot. Wäre ja noch schöner, wenn sich die Menschen selbst organisieren.

Regierung sollte Bürgern mehr Möglichkeiten einräumen

Doch wenn sich die heimische Politik – ob wegen Corona-Überlastung oder aus Desinteresse – schon nicht dazu durchringen kann, das Bildungssystem einmal auf Zukunftstauglichkeit und Kundenzufriedenheit zu evaluieren, wenn sie nicht gewillt ist zu überprüfen, ob der finanzielle Riesenaufwand durch den Output gerechtfertigt ist – dann wäre es Zeit, den Bürgern zu ermöglichen, selbst neue Wege zu gehen, sich selbst zu organisieren – und auch Neues zu probieren.

Gerade diese Regierung wäre doch prädestiniert dafür, den Bürgern mehr Möglichkeiten einzuräumen, die Dinge, die ihr Leben betreffen, selbst in die Hand zu nehmen – leider aber nur in der Theorie.

Warum nicht mehr Eigenverantwortung zulassen?

Die einen kannten einmal den Slogan: Mehr privat, weniger Staat. Ist das den Türkisen zu schwarz? Wenigstens das Prinzip Eigenverantwortung führt doch auch die türkise ÖVP immer im Mund – zumindest, wenn es um die Gesundheit im Covid-Zeitalter geht. Warum also nicht Eigenverantwortung zulassen, wo sie die Menschen wollen?

Die anderen waren einmal „alternativ“ und setzten auf Basis-Demokratie – aber leider sind sie mittlerweile zu Vertretern des allmächtigen Staats geworden, der alles besser weiß, alles regelt, alles zentralisiert, alles bürokratisiert und alles verbietet.

Dabei wissen die Menschen oft besser, was gut für sie ist. Auch Eltern für ihre Kinder im Schulalter sollten sich entscheiden dürfen – sogar für Lerngruppen. Warum nicht ausprobieren lassen? Wenn es dann doch nicht besser ist, steht die Schule ja immer noch allen offen.