
Ruth Pauli: Wer Impf-Neid sät…
Mit der künstlichen Verteufelung des Grünen Passes verhindern Politiker und Medien die Wiederherstellung unserer Freiheit, meint eXXpress-Kolumnistin Ruth Pauli.
Österreich war einmal das Land mit sieben Millionen Fußball-Nationaltrainern und Operndirektoren. Jeder vor dem Fernseher konnte es besser als derjenige, der den Posten tatsächlich innehatte.
Jetzt sind wir ein Land von – mittlerweile – acht Millionen Virologen und Freiheitskämpfern. Nur leider gibt es in Politik und Medien auch noch die Ober-Virologen und Ober-Freiheitskämpfer. Und die scheinen zu befürchten, dass ein Ende des Ausnahmezustands als Regierungserfolg interpretiert werden könnte – also haben sie ein Problem geschaffen, wo keines ist: die Spaltung der Gesellschaft durch den Grünen Pass.
Unter dem Motto: Sät Impf-Neid und ihr werdet (Wahlerfolgs-)Sturm ernten?
Man reibt sich die Augen und meint, alb zu träumen: Da wird doch allen Ernstes die Meinung vertreten, dass Geimpfte keine Grünen Pass bekommen sollen, weil das den Nicht-Geimpften gegenüber ungerecht und unsolidarisch wäre. Interessanterweise haben die Medizin-Ethiker – ein Gremium, das über jeden Verdacht ideologischer Fehlleitung erhaben ist – schon vor vielen Wochen diese Frage behandelt: Wenn jemand nicht mehr gefährdet ist und auch keine Gefährdung für andere mehr darstellt, dann sind ihm die Freiheitsrechte umgehend zurückzugeben.
Keine gesetzlich verankerte Gleichheit im Unglück
Monatelang hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit über andere bürgerliche Freiheitsrechte dominiert. Und es wurde gewettert, gezetert und demonstriert ob der Beschneidung der bürgerlichen Freiheitsrechte. Jetzt, wo es zu einer schrittweisen Wiederherstellung dieser Freiheit kommen soll, beginnt ein wildes Gezerre: Wenn der Grüne Pass kommt, haben wir eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, zetern die einen. Als ob es eine Gleichheit im Unglück gäbe, die irgendwo gesetzlich verankert wäre, klagt man über eine Spaltung der Gesellschaft, die man nur selbst herbeiredet. Will man den Menschen wirklich einreden, dass das Natürliche (dass Geimpfte, Genesene und negativ Getestete zurück zur Normalität können) ungerecht, unsolidarisch und zu bekämpfen ist? Dass es daher nicht sein darf? Und darf das auch dann nicht sein, wenn nur mehr die Impfverweigerer ohne den Schlüssel in die Freiheit dastehen?
Weil manchen offensichtlich die Absurdität der falschen Solidaritäts-Argumente aufstößt, flieht man unter den Schutzmantel jener heiligen Kuh, mit der man in Österreich schon viel Sinnvolles verhindert und torpediert hat: Der Datenschutz hält wieder einmal dazu her, eine positive Maßnahme zu verteufeln.
Natürlich: Der Schutz persönlicher Daten ist überaus wichtig. Noch wichtiger wäre, dass er für alle Bürger in unserem Land gleich wirksam ist – und nicht die Handy-Chats „unliebsamer“ Menschen davon ausgenommen sind.
Überzogene Datenschutz-Bedenken können Leben kosten
Im Gesundheitsbereich können die überzogenen Datenschutz-Bedenken sogar Leben kosten, die eine elektronische Krankenakte (durch das rasche Bereitstellen aller nötigen Informationen) hätte retten können. Israel konnte Impfweltmeister werden, weil es dem Impfstoff-Erzeuger die Daten der Impfreaktionen zur Verfügung gestellt hat (was bevorzugte Lieferungen zur Folge hatte) – so etwas ist mit unserem Datenschutz nicht möglich. Hätte die Weitergabe dieser Informationen irgendjemandem geschadet? Nein, wir hätten nur von Anfang an genug Impfstoff gehabt.
Und nun, beim Grünen Pass, drohen uns die falschen Bedenkenträger die Freiheit vorzuenthalten. Schrecklich, für diesen Eintrittsschein in Gasthaus, Kultur und Hotel übergeben wir „dem Staat“ Gesundheitsdaten? Ist es wirklich ein schützenswertes Geheimnis, dass ich geimpft, genesen oder negativ getestet bin? Dann bitte soll jeder, der will, auf den grünen Pass verzichten können – freilich mit allen selbst gewählten Folgen. Dass man etwa auch weiterhin auf die virtuelle Welt und ihre Freuden angewiesen ist, wo man ständig ganz freiwillig sämtliche persönlichen Daten preisgibt.
Es gibt eine lange Liste von nach Reform schreienden Problemfeldern, die die Ausnahmesituation der Pandemie offengelegt hat. Der Datenschutz gehört dazu. Es würden alle in Politik und Medien gut daran tun, das Ende des Jammertals zu beschleunigen. Es wartet viel Arbeit am Ende des Corona-Tunnels.
Unbeeindruckt von dystopischen Meinungstrends und spitzzüngig gegen Nonsense-Gerede artikuliert sich auch Ruth Pauli (70). „Erst denken, dann twittern“, warnte die Autorin und langjährige ehemalige Innenpolitik-Redakteurin einmal. Schon früh blickte die gebürtige Wienerin über den österreichischen Tellerrand, ihre Studien- und Forschungsjahre führten sie in die USA, die Sowjetunion und nach Frankreich. Nach der Promotion über russische Literatur arbeitete sie unter anderem bei der „Wochenpresse“, der „Presse“ und dem „Kurier“. Sie brachte mehrere Bücher heraus, ob als Übersetzerin, Autorin oder als Herausgeberin.
Kommentare
Zwei Themen: Zweiklassengesellschft und Datenschutz…
Das wahre Problem ist, dass der Staat (die EU, die Regierung, who cares) zu langsam beim Impfen war und ist. Klar, ich bin geimpft und würde gerne einen Wisch herzeigen können um mein altes Leben wieder zu haben. Aber ich verstehe auch den Ärger jener, die bisher nicht dran waren, dafür nichts können, und die jetzt zusehen dürfen, wie andere (nämlich die Geimpften) ein unbeschwertes Leben führen dürfen, wärend sie selbst alle zwei Tage zum Test müssen. Von einer menschlichen Seite ist das sehr nachvollziehbar und nicht so schwarz und weiß zu beantworten. Ähnliches kennt man ja von Gütern im Kommunismus: der Staat schaft an und verteilt. Ich werde mich jedenfalls testen lassen, bis alle in meinem Haushalt geimpft sind! Aus freiwilliger Solidarität.
Abgesehen davon ist das Datenschutzt-Argument lächerlich. Jeder zahlt mit Bankomartkarte, kauft bei Amazon ein, geht in videoüberwachte Geschäfte und schimpft auf Facebook über Gott und die Welt, aber wehe der Restaurantbetreiber weiß, dass man schon geimpft ist! Ich finde Datenschutz ist extrem wichtig, aber man muss von diesen Pseudo-Debatten wegkommen. Datenschutz ist eine Abwegung zwischen Nutzen und Menge und Art der Daten die man dafür preisgibt. Die Dienste von Google, Facebook, Microsoft und Co benützen alle gerne und ohne es zu hinterfragen (ich schon, gibt viele gute Alternativen), aber wenns um die Wiedererlangung von Freiheitsrechten, die eigene und die Volksgesundheit geht, da werden alle kleinlich mit ihren Daten. Unverständlich…
grundrechte sind grundrechte. es steht niemandem zu, sie “zurückzugeben” und das an eine bedingung zu knüpfen.
der datenschutz ist das falsche argument.
es geht um bürgerliche freiheiten und ihre einschränkung durch politiker.
S.g.Frau Pauli,
ich finde ihren Kommentar nicht richtig.
Vorweg: Ich bin nicht gegen den Nachweis der Impfung. Nur auf sinnvolle Art.
Die Fakten:
Es gibt einen internationalen Impfpass in dem alle Impfungen eingetragen sind. Auch die Corona Impfung. Daher ist ein zusätzlicher Nachweis unnötig und kostet nur unnötig Geld. Der grüne Pass auf Papier ist für wen der sich mit IT auskennt leicht nachzumachen. Eine gute Möglichkeit wäre eine Karte – wie die Bankomatkarte – mit Bild und einem fälschungssicheren Logo. Ist problemlos möglich.
Der QR-Code wird maschinell ausgelesen und gespeichert. Damit ist nachvollziehbar wann ich wo war. Das geht die Regierung überhaupt nichts an.Ein Bewegungsprofil hat in einer Demokratie nichts verloren.
Treffend – aber ich denke, das es beim Grünen Pass – sofern sich die EU einigt – den oppositionellen Datenschützern nicht gelingt ihn wie die RK Corona-App abzuwürgen.
Liebe Frau Pauli,
wir übergeben dem Staat mit dem Grünen Pass nicht nur ein paar Gesundheitsdaten, wie sie sagen, wir liefern ihm ein gesamtes Profil unseres sozialen Lebens: welche Veranstaltungen haben wir besucht, wie oft waren wir in welchem Wirtshaus, bei welchem Friseur oder Masseur sind wir gewesen usw…
Wollen wir wirklich gläserne Menschen sein, sind uns Datenschutz und Privatsphäre plötzlich gar nichts mehr wert? Denn eins ist trotz gegenteiliger Behauptungen klar: wo Missbrauch möglich ist, geschieht er früher oder später auch, sei es nun durch Hacker oder staatliche Akteure. Und wie heißt es doch so oft: Wehret den Anfängen! Jetzt wäre die beste Gelegenheit dazu.
Das ist ein Totschlagargument, mit Verlaub. Das ist genau zu spezifizieren, ehe programmiert wird. Und in meiner gelben Impfkarte ist ebenfalls nicht erichtlich, was Sie befürchten. Und das ist richtigerweise der Beginn zur Wiedererlangung von Freiheitsrechten .
@Gerhard: Die Freiheitsrechte zu entziehen verbietet eigentlich die Verfassung. Es gibt nur derzeit keinen wirksamen Mechanismus, der das stoppt.
Kurz hat sogar selbst gesagt, dass der VfGH erst aktiv wird, wenn eine Verordnung schon wieder außer Kraft ist. Und eben schon eine neue Verordnung, für die es dann auch wieder zu spät sein wir.
Die Regierung kann also momentan machen, was sie will. Deswegen ist es aber nicht legal.
Da Geimpfte weiterhin erkranken und damit das Virus auch weiterhin weitergeben können, stellen sie auch weiterhin eine “Gefahr” da. Dazu gibt es mittlerweile zahlreiche Studien und somit entzieht sich – mal wieder – die wissenschaftliche Grundlage für diese politische Entscheidung. Die Argumentationskette hinkt gewaltig.
Aber bei weitem nicht in diesem Ausmaß, wie es Ungeimpfte Tun können, wenn sie infektiös sind.