Nun hat die Debatte um den Radetzy-Marsch auch die Politik erreicht. Als österreichisches Kulturgut sollte das berühmte Musikstück auf gar keinen Fall aus dem Neujahreskonzert gestrichen werden. Das erklärt jetzt die ehemalige Generalsekretärin der ÖVP Laura Sachslehner. Dabei nimmt die Wiener Landtagsabgeordnete direkt Bezug auf die grüne Abgeordnete Eva Blimlinger, die – nicht zum ersten Mal – den Marsch als finale Zugabe des Neujahrskonzerts attackiert hat und am liebsten streichen möchte.

Blimlinger: „Siegesmärsche, die im Takt beklatscht werden“

„Unser Kulturgut sollten wir immer in seinem historischen Kontext betrachten“, sagt Sachslehner auf Twitter. „Der Radetzky-Marsch beim Neujahrskonzert ist jedoch Tradition & sollte es auch bleiben. Kulturgüter zu streichen, trägt mit Sicherheit nicht zu mehr Geschichtsbewusstsein bei.“

Gestartet wurde die Kontroverse um den krönenden Abschluss des Neujahrskonzerts heuer von ORF-Moderator Martin Thür – der eXXpress berichtete. Dabei war für Thür der Krieg in der Ukraine der eigentliche Grund: „Ist der Radetzy-Marsch, der ja zu Ehren eines Feldherren komponiert worden ist, angesichts des Sterbens in der Ukraine das richtige Zeichen?”, fragte er Star-Dirigent Franz Welser-Möst in der „ZiB 2“.

Umgehend meldete sich auch die grüne Abgeordnete Eva Blimlinger auf Twitter zu Wort. Unter Bezugnahme auf das ORF-Interview mit Welser-Möst schrieb sie: „Alle Jahre wieder Neujahrskonzert-Radetzky-Marsch. Siegesmärsche die im Takt beklatscht werden.“

Solche Wortmeldungen der Grünen sind nichts Neues. Vor zwei Jahren hatte sie bereits erklärt: „Ein bisserl daneben ist es schon, wenn der Italiener Ricardo Muti den Radetzky-Marsch dirigiert, der am 31.August 1848 beim ‚Siegesfest zur Rückkehr der tapferen k. und k. Armee in Italien‘ uraufgeführt wurde. Wie wäre es endlich mit einem anderen Schluss des Neujahrskonzerts“.

FPÖ: Marsch zu streichen wäre Schande

Unverständlich ist die Debatte um den Radetzky-Marsch auch für den Wiener FPÖ-Kultursprecher Stefan Berger. „Dass sich nun sogar ein ORF-Moderator in die Diskussion einmischt und im ZIB2-Interview mit Dirigenten Welser-Möst seine ablehnende Haltung gegenüber dem Musikstück mit der Begründung ‚Ukraine-Krieg’ kundtut, ist auf das Schärfste zu verurteilen. Was in der Ukraine passiert ist traurig, deshalb aber heimisches Kulturgut nicht mehr aufzuführen und am Besten aus dem Programm zu streichen ist absurd“, sagt Berger.

Berger verlangt von der ORF-Führung eine klare Positionierung und Wertschätzung österreichischer Komponisten wie Johann Strauss. „Seiner sowie der Musik zahlreicher anderer Österreicher ist es überhaupt zu verdanken, dass das Neujahrskonzert rund um den Globus Berühmtheit erlangt hat und in zahlreichen Ländern live übertragen wird. Den Radetzky-Marsch aus dem Repertoire zu streichen, um damit einen Teil unserer Geschichte einfach zu löschen, wäre eine Schande für unser Land.“