Die Redakteure des SED-Zentralorgans “Neues Deutschland” hatten eine interne Anweisung, die in jeder Ausgabe strikt einzuhalten war. Das Konterfei des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker hatte gefälligst auf jeder Seite zu erscheinen und der Kopf des großen Vorsitzenden durfte nicht kleiner sein als das 2-Mark-Stück der DDR.

So strikt werden die Anweisungen für die Redaktion von “Mein Wien” nicht sein, das Ergebnis aber lässt sich vergleichen. Eine einzige Lobhudelei für die angeblichen (aber auch tatsächlichen) Errungenschaften der rot-grünen Wiener Stadtregierung. Neutral am Polit-Pamphletismus ist in der Regel nur eine halbe Spalte – da wo das Tierquartier ein neues Zuhause für seine Schützlinge sucht.

“Mein Wien” erscheint 24 Mal im Jahr, hat in der Regel einen Mini-Umfang von 24 Seiten, jedoch einen Etat, von dem sie bei der Mediaprint nur träumen können. Vorausgesetzt, die Zahlen stimmen, die jetzt von der Wiener ÖVP in Person der Landtagsabgeordneten und Gemeinderätin Laura Sachslehner veröffentlicht wurden. Die Ex-Generalssekretätin der Bundespartei fordert die sofortige Einstellung von “Mein Wien”, das bis dato in jedem Haushalt der Stadt landet.

Sachslehner: "Puzzlestück in dubioser Medienarbeit"

Laut Sachslehner koste jede einzelne Ausgabe der Rathaus-Postille den Steuerzahler 250.000 Euro. 39 Millionen Euro seien in den vergangenen Jahren für die Eigen-PR von Ludwig, Hacker, Sima, Wiederkehr & Co. hinausgeblasen worden. “Die Stadtregierung finanziert sich damit lediglich ihre eigene Inszenierung und gibt Unsummen an Steuergeld für völlig sinnlose Publikationen aus”, kritisiert Sachslehner. Auch der Rechnungshof soll laut einem Rohbericht Kritik an “Mein Wien” üben.

Für die ÖVP fordert sie die sofortige Einstellung des Heftes, da dieses nur über einen “sehr überschaubaren Informationsgehalt” verfüge und es ein “weiteres Puzzlestück” in der “intransparenten und dubiosen” Medienarbeit der Stadtregierung sei.

Laura Sachslehner (ÖVP) fordert die Einstellung von "Mein Wien".Privat/@privat