Die Firma Eckes-Granini („Granini“, „Hohes C“) steckt in Schwierigkeiten. Seit Anfang der 90er-Jahre verfolgt das 1857 gegründete Familienunternehmen einen – nach eigenem Bekunden – „konsequenten Internationalisierungskurs“. Seine Operationen in Russland hingegen stellte das Traditionshaus schon 2008 wieder ein – sehr zum Unwillen seines damaligen Geschäftspartners Axel Hartmann, eines russlandweit anerkannten Unternehmers und Vertriebsexperten.

49 Millionen Schadensersatz

Der gebürtige Wiesbadener Hartmann, 53, war 1994 für Nestlé nach Russland gegangen, um den dortigen Markt mit Süßigkeiten und Joghurt zu versorgen, berichtet „Welt“. Es kam zur Zusammenarbeit mit Eckes Granini. Hartmann sah sich getäuscht, als der Fruchtsafthersteller die Zusammenarbeit aufkündigte, und verklagte das Unternehmen auf Schadensersatz: Er habe viele Millionen Euro in den Kauf und die Modernisierung eines Abfüllbetriebs namens Gutta gesteckt in Erwartung einer laut Kooperationsvertrag zehnjährigen Zusammenarbeit – als die Strategen aus Nieder-Olm, einer Ortschaft südlich von Mainz, ihr Engagement in Russland ex abrupto beendeten.

Ein Moskauer Schiedsgericht sprach Hartmann 2019 umgerechnet 49 Millionen Euro Schadenersatz zu, obendrein die Anwalts- und Gerichtskosten von fast 9 Millionen Euro. Widersprüche von Eckes wies Russlands Oberstes Gericht zurück, der Gerichtspräsident verwarf jede Beschwerde.

Gerichte in ganz Europa damit beschäftigt

Aber, Eckes denkt nicht im Traum daran, die Forderungen des früheren Geschäftsgenossen zu erfüllen. Erstens habe man einvernehmlich und vertragsgemäß die Zusammenarbeit beendet, zweitens sei besagter Schiedsspruch „unter Verletzung elementarer rechtsstaatlicher Grundsätze zustande“ gekommen, und drittens halte man alle Vorwürfe Hartmanns ausnahmslos für unbegründet. Viertens, darf man hinzufügen, muss Eckes aufs Geld achten: Die Einnahmen sanken 2020 von 921 auf 873, der operative Gewinn von 77 auf 71 Millionen Euro.

Um seinen Ansprüchen Nachdruck zu verleihen, hat Hartmann in Belgien, Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz und Ungarn Vollstreckungsmaßnahmen gegen Eckes-Granini eingeleitet und eine Pfändung der Markenrechte von „Granini“, „Hohes C“ und anderen Produkten beantragt. Der Fall beschäftigt inzwischen Gerichte in ganz Europa.