Die Gräben in der Gesellschaft werden immer tiefer. Die Frage „geimpft oder ungeimpft“ ist mittlerweile zu einem regelrechten „Glaubenskrieg“ eskaliert. Medien und Politik würden Impf-Verweigerer immer öfter zu Sündenböcken der Pandemie erklären, findet Wagenknecht. Mit ihren Erfahrungen würde sich das nicht decken. „Mir schreiben Menschen, dass ihre Kinder in der Schule als ‚Mörder‘ beschimpft werden, weil ihre Eltern sie nicht impfen lassen möchten, oder dass manche beispielsweise durch Kollegen auf wirklich üble Weise angegangen werden“, führt sie aus.

Politik befördere sie Spaltung der Gesellschaft

Im Talk bei „Bild“ macht sie deutlich: „Die Art, wie auch von Politikern diese Spaltung befördert wird, indem man vom eigenen Versagen ablenkt und so tut, als sei jetzt eine kleine Gruppe der Bevölkerung noch Schuld daran, dass wir noch Probleme haben – das ist einfach unverantwortlich.“ Man erlebe es ja immer wieder und in vielen Bereichen, dass Politiker vor der Wahl etwas versprechen und nach der Wahl genau das Gegenteil täten, so die Politikerin. Besonders krass sei das in der Frage der Corona-Impfpflicht zu beobachten. „Viele Politiker, nicht nur (Bundeskanzler) Olaf Scholz, haben vorher gesagt ‚Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen‘. Und jeder, der das infrage gestellt hat, wurde als Verschwörungstheoretiker abgetan.“

Menschen würden ins "Extremisten-Eck" geschoben

„Wir haben jetzt die Debatte in Deutschland – auch von einem Teil der Politik, dass wir eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus brauchen, so Wagenknecht weiter. „Das ist nicht nur Wortbruch, sondern vor allem eine Debatte, die nur dazu dient, von dem Versagen der Politiker der letzten, aber auch schon der neuen Regierung abzulenken.“

Dem Versagen, so Wagenknecht, dass die Regierung nicht die Dinge tun würde, die jetzt wirklich notwendig seien, um die Pandemie einzudämmen. Beispiel: zeitnahe Impf-Angebote, für alle, die sich impfen lassen wollen.

Die Politikerin sieht es als ein Problem, „dass man die Menschen, die skeptisch sind, Vorbehalte und Sorgen haben – dass man die jetzt alle in eine Ecke stellt, als seien das alle notorische Impfgegner. Das ist überhaupt nicht der Fall.“ Statt die Zweifel der Menschen ernst zu nehmen und den Menschen entgegenzukommen, verbanne man sie in eine angebliche Extremisten-Ecke, in die sie gar nicht hingehörten, so Wagenknecht. Sie selbst sei derzeit noch ungeimpft, würde sich mit einem “traditionellen Impfstoff” aber sofort impfen lassen.

Die Impfpflicht ist