Bei verstärkter Inflation erfreut sich Bitcoin besonders hoher Beliebtheit, ganz besonders in Südamerika, wo man das Leid erhöhter Inflation wegen exzessiver Geldpolitik nur zu gut kennt. Lateinamerika befindet sich gerade im Bann des Bitcoin-Booms. Einer treibt es damit aber besonders weit: Nayib Bukele, 40, Präsident von El Salvador. Er versteht sich als eine Art Bitcoin-Rockstar und hantiert sogar mit Staatspapieren. Darüber hinaus hat er die Kryptowährung zum offiziellen Zahlungsmittel erklärt, obwohl sie permanent hohen Schwankungen ausgesetzt ist.

El Salvador als "Mekka" für alle Bitcoin-Fans

Mit Bitcoin beginnt die Welt zu fliegen – das suggeriert Nayib Bukele zumindest mit seinen Aktionen. El Salvadorist nicht nur bitterarm, es leidet wie auch andere lateinamerikanische Staaten unter korrupten Eliten und Straßengangs. Mit Bitcoin, so Bukeles Vision, soll dank Bitcoin in kürzester Zeit ein hochmoderner Hightech-Staat werden – und eine Art “Mekka” für die vielen Bitcoin-Fans weltweit.

El Salvador hat als erstes Land Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt, selbst Steuern kann man in Bitcoin entrichten, Händler sollten – zumindest in der Theorie – die Kryptowährung akzeptieren. Dafür wurde eine eigene App entwickelt – “Chivo”, auf Deutsch: “cool”. Abgesehen von der hohen Volatilität Bitcoins entsteht hier noch ein anderes Problem: Sämtliche Bürger des armen Landes haben nicht einmal ein Bankkonto. Sie können mit der Digitalwährung nichts anfangen und protestierten schon zu Tausenden gegen Bitcoin.

"Bitcoin-City" soll entstehen, Kosten: 17 Milliarden Dollar

Doch Nayib Bukele bleibt wie betört von der neuen Währung. Im November ließ er sich auf einer Bitcoin-Konferenz in der Hauptstadt San Salvador vor Bitcoin-Fans feiern und verkündete den Bau einer “Bitcoin-City” rund um den Vulkan Conchagua. Von dort soll die geothermische Energie des Vulkans die Stadt mit Strom versorgen, um Bitcoins zu “schürfen”. Die Regierung werde für Infrastruktur sorgen und private Investoren für Büros, Einkaufszentren und Wohnungen. Sogar ein eigener Flughafen ist geplant.

Die Kosten dafür sollen 17 Milliarden Dollar betragen. Das Land ist aber hoch verschuldet, was Bukele jedoch nicht beirrt: Mit Bitcoin-Anleihen sollen die ersten Gelder fließen.

Investoren zweifeln an der Kreditwürdigkeit des Landes

Doch es kommt noch schlimmer: Bukele kauft auf seinem Handy mit Staatsgeldern (!) Bitcoin, und zeigt auch noch stolz über die sozialen Medien seine Kaufbelege her. Dem Finanzportal “Bloomberg” zufolge hat Bukele 71 Millionen Dollar in die Kryptowährung investiert. Angesichts des Kursverfalls von Bitcoin seit November 2021 sollen Bukeles Bitcoins nun weniger als 55 Millionen Dollar wert sein. Bei einem Kurs mit so starken Schwankungen sind derartige Bitcoin-Investments hochriskant, nach dazu mit Staatsgeldern.

Dem internationalen Finanzmarkt gefällt das alles zurzeit gar nicht. El Salvadors Staatsanleihen sanken 2021 um 30 Prozent. Investoren zweifeln zunehmend an der Kreditwürdigkeit des Landes.