Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) machte zuletzt deutlich: Es gebe einen Konsens unter den Mitgliedstaaten und dazu zähle auch Österreich. Ein “Bild bemerkenswerter Einigkeit” unter den EU-Staaten mit Blick auf Sanktionen gegen Russland hätten hochrangige EU-Beamte und Diplomaten aus fünf EU-Ländern gezeichnet, berichtete Politico. Sie hätten aber auch eingeräumt, dass “bei der Abschätzung der Kosten, die jedes EU-Land im Falle von Sanktionen zu tragen hätte, Differenzen zutage traten – wobei sich alle Quellen über zwei besonders zurückhaltende Länder einig waren: Österreich und Ungarn“.

Außenministerium weist die Darstellung zurück

Das Außenministerium in Wien verspricht und verweist auf Aussagen Schallenbergs bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Kiew: “Wir arbeiten innerhalb der EU an einem umfassenden und massiven Sanktionspaket für den Fall einer militärischen Aggression. Und ja, es gibt einen Konsens unter den Mitgliedsstaaten. Zu diesem Konsens gehört natürlich auch Österreich.” Dabei räumte er ein, dass diese Sanktionen wirtschaftlich schmerzhaft sein könnten – nicht nur für Österreich, sondern auch für andere EU-Länder wie Deutschland.

Auf das Beste hoffen und auf das Schlimmste vorbereiten.

Großes Interesse daran, keine Sanktionen gegen Russland zu verhängen, haben nicht zuletzt die Banken. Italien, Frankreich und Österreich sollen die exponiertesten Geldgeber sein. Auch Banken in Osteuropa wären von einem russischen Einmarsch betroffen. “Wir hoffen, dass man Lösungen findet und Gespräche von beiden Seiten konstruktiv geführt werden, und dass dieses bedrohliche Szenario bald endet – ohne Konflikte”, sagte Raiffeisen-Bank-International-Chef Johann Strobl. “Alles, was man jetzt machen kann, ist, sich auf solche möglichen Entwicklungen vorzubereiten. Das tun wir.”

Rund 115 Millionen Euro hat die RBI für etwaige Sanktionsrisiken bereits budgetiert.

Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland kann das Bankenwesen erschütternAPA / RBI

Allein auf das Russland-Geschäft entfallen 474 Millionen Euro an Gewinn nach Steuern, auf die Ukraine 122 Millionen. Werden diese Märkte erschüttert, sei das sehr schmerzhaft, aber nicht fatal, heißt es aus dem Konzern.

Sollte Russland in die Ukraine einmarschieren, drohen die USA unter anderem mit einem Ausschluss Russlands aus der sogenannten “Society of Worldwide Interbank Financial Telecommunication”, kurz Swift. Das weltweit größte Finanz-Transfernetz, das von rund 11.000 Banken zur Abwicklung von Transaktionen genutzt wird. Folgenlos ist so ein Ausschluss nicht und allein die Ankündigung dessen brachte schon erste Konsequenzen mit sich. Die italienische Unicredit hat deshalb ihr eigentlich zugesagtes Kaufangebot für die russische Bank Otkritie nun doch nicht offiziell gelegt.